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Van Veen lehrt am Aegi Lachen

`12 nov 2016

HANNOVER. Die zweite Strophe von "Ich lieb dich noch" bringt Herman van Veen ins Stocken. Eine Zeile verrutscht, die Band pausiert. Das Lied ist van Veens langjährigem Kompagnon Erik van der Wurff gewidmet, der im September 2014 verstarb: "Da kommen zu viele Bilder hoch, da kann ich mich nicht konzentrieren." Fast 50 Jahre arbeiteten van Veen und van der Wurff zusammen, mit ihm war er etliche Male im Theater am Aegi wo er vor 1100 Besuchern ehrliche Gefühle teilt: Freude, Nostalgie und auch die Trauer um einen engen Freund.


Der 71-Jährige ist gewinnend offen, singt nach einem Zuschauerwunsch "Flussviertel", tanzt zu "Tutti Frutti" wie der King persönlich, singt eine Chuck-Berry-Hommage und dirigiert seine siebenköpfige Band, denen der sauber austarierte Sound im Saal gut steht. Mit Gitarristin Edith Leerkes singt van Veen "Hier unten am Deich" und macht sich ein wenig über sein eigenes Alter lustig: "In meinem Hotelbadezimmer steht Shampoo für weniges feines Haar" - der Chansonnier mit dem weichen holländischen Akzent ist auch ein feiner Raconteur, zu dessen Anekdoten sich das Publikum scheckig lacht.

"71 Jahre Frieden gab es in der Niederlande noch nie", sagt van Veen mit Blick auf sein Alter - die Texte des Bundesverdienstkreuzträgers sollen Frieden stiften, van Veen hinterfragt Fundamentalismus und Datenklau, ein Lied über das Flüchten singt er auf Niederländisch. Im zweiten Teil greift van Veen zur Violine und auf seine Clown-Erfahrung zurück, rennt auf der Stelle, schüttet einen Becher Wasser in die ersten Reihen.

Zum Schluss ist man gewiss: Es gibt nichts Wichtigeres als ein Lachen und kleine schöne Sachen. In van Veens "Anne" heißt es: "Die Welt ist nicht zu schön, aber du kannst sie ein bisschen schöner färben."



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