Der Westen
Elisabeth Höving

Herman van Veen sang
„Fallen oder Springen“

8 mrt 2016

Der niederländische Liedermacher präsentierte in Gelsenkirchen einem begeisterten Publikum sein neues Programm.


Ein zärtliches Gefühl für jede Frau und jeden Mann, für jeden Menschen hat er noch immer. Nur gesungen hat er diesen so wunderbar poetischen Song, einen seiner bekanntesten, beim Konzert am Montagabend im seit langem restlos ausverkauften Musiktheater im Revier nicht. Schnell weg wollten aber dennoch weder der niederländische Liedermacher Herman van Veen noch sein Publikum. Drei pralle Stunden lang begeisterte der 70-jährige Sänger, Musikant und Komödiant, der philosophische Clown und charmante Conférencier seine Fans auch mit seinen neuen Liedern und dem aktuellen Programm „Fallen oder Springen“. Treu das Publikum, treu der Künstler, seinen Themen zum Beispiel: Lieder wie „Die unbekannten Kinder“ oder „Alles macht was aus“ kreisen um Liebe und Freundschaft, um Familie, Toleranz, Mitmenschlichkeit, zunehmend ums Altern und den Tod.

Witzig, melancholisch, verrückt, berührend

Sein knallrotes Oberhemd leuchtet auf der großen Bühne wie ein springender Punkt und signalisiert: Hier steht auch ein Clown auf den Brettern, witzig, melancholisch, verrückt, berührend.
Und wie immer nimmt Herman van Veen sein Publikum mit auf eine sentimentale Reise durch Zeiten und Räume und Träume. Viele Songs von der neuen CD erklingen, aber nicht nur. Der erste stammt aus dem Jahre 2014 und besingt als Statement zur aktuellen Weltenlage die Grenzenlosigkeit: „Wenn ich an mein Land denk, denk’ ich nicht an Holland, sondern immer an das ein oder andre Land, das eigentlich überall sein kann?.?.?.“ Dieses wie manch anderes singt er sowohl in deutscher als auch in niederländischer Sprache.

Ein strammes Tourneeprogramm

Dieser ewig junge Künstler mit dem weiß-gelockten Haarkranz vollendet in diesem Monat sein 71.?Lebensjahr und hat ein strammes Tourneeprogramm vor der Brustt. Der quirlige und kluge Ausnahmekünstler, der ganze Generationen musikalisch begleitet hat, er springt und hüpft über die Bühne, er tanzt und steppt, er schlägt die Trommel, zupft die Gitarre, streicht die Geige, haut in die Piano-Tasten, begleitet von einem ausgezeichneten Ensemble.

Infos

Begleitet wurde Herman van Veen von einer jungen, ausgezeichneten Band in rockig-klassischer Besetzung.
Es musizierten, sangen und spielten Jannemien Cnossen (Geige), Kees Dijkstra (Bass), Saskia Egtberts (Geige), Rikkert van Huisstede (Klarinette), Yordi Petit (Schlagzeug), Robin Scherpen (Gitarre) und Edith Leerkes (Gitarre).
Altersweise und sentimental erinnert sich van Veen an Oma und Opa, an die Eltern, an die Musiklehrerin, an die erste große Liebe. Der Komödiant tanzt Rock’n’Roll zu Little Richards „Tutti Frutti“, schwingt die Hüften zu Chuck Berrys „Roll over Beethoven“ und schmachtet Rocco Granatas „Marina“ ins Mikro, um später wehmütig zu bekennen: „Manchmal habe ich morgens das Gefühl, ich rasiere meinen Vater.“ Im Titel gebenden Song heißt es: „Jede Minute hast du die Wahl, gehe ich oder bleibe ich, spreche oder schweige, gebe oder bitte, falle oder springe ich.“ Die Zuhörer entschieden sich fürs Springen: Großer Jubel und stehende Ovationen!



Elisabeth Höving