Benjamin schrieb am 16.03.2001 in der cityzine

So war's: Herman van Veen in der Stadthalle



Was er uns singen wollte: Lieder vom Leben. Und das sind Lieder von der Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe, von Schmerz, Traurigkeit und Melancholie. Herman van Veen, der niederländische Song-Erzähler mit dem unnachahmlichen Charisma und dem unvergleichlichen, augenzwinkernden Witz.

Er weiß das Publikum noch immer - nach über 25 Jahren - zu erheitern, es zum Lachen zu bringen, ihm den Spaß an niveauvoller Unterhaltung zu erhalten, es aber auch anzurühren mit so leisen und sanften wie kritischen Tönen.

Diese Mischung ist es, die die besondere Qualität des holländischen Barden ausmacht: van Veen bringt ein Lebensgefühl zum Ausdruck, das die Polaritäten des Lebens wie in einem Ring zusammen zu schließen vermag. Es ist die unbedingte Lust und gleichzeitig die ungeliebte Last am Sein, die sein Werk wie ein roter Faden durchziehen.

Gewonnene und verlorene Liebe, das Ja und ebenso das Nein, Lachen und Weinen - van Veens Lieder sind aus dem Stoff, aus dem das Leben selbst ist. Eigene, ganz individuelle Gefühle und Gedanken sind bei ihm nicht minder wichtig wie Erlebtes und Gedachtes großer Geister dieser Welt: Nietzsche, Schopenhauer, Goethe, Schiller und Zarathustra stehen neben Mama, Papa, Franz und Elfriede - da gibt es keine Unterschiede. Doch das Programm erschöpft sich nicht allein mit Gesang: Die vollbesetzten Ränge bebten, als der vielbegabte Unterhaltungskünstler aus dem Nachbarland sich in afrikanischem Stammestanz übte, sich mit einer weiteren Musikerin ein Trommelduell lieferte oder auf tanzende, springende und robbende Weise Opern mit ihren minutenlangen, monotonen Gesängen auf die Schippe nahm. Nicht zu vergessen auch das wundervolle Orchester. Zwei Geigerinnen, ein Kontrabassist, eine Gitarristin und ein Pianist trugen nicht nur optisch dazu bei, die Show zu einem Ereignis werden zu lassen.



(Benjamin)