sal schrieb am 16.02.2002 in der Verdener Aller-Zeitung

Gleichzeitig Nähe und Distanz



Hermann van Veen begeisterte das Verdener Publikum in einem dreistündigen Konzert / Wechselbad der Emotionen

VERDEN (sal)
"Aus unsichtbarem Lehm kannst du uns Märchenschlösser kneten." So heißt es im Lied "Teufelskerl". Und genauso ließ Hermann van Veen, Lyriker, Autor und Musiker, am Donnerstagabend auf der Bühne in der ausverkauften Verdener Stadthalle seine Gedankenwelt lebendig werden.

Und die erwies sich nicht immer als märchenhaft. Ironisch, zärtlich, wehmütig oder sogar bissig hielt der Niederländer dem Publikum den Spiegel vor. "Die Wahrheit ist viel besser zu ertragen, wenn sie klingt", sang van Veen. · Musiker spielten · mitreißend

Die Zuschauer ließen sich bereitwillig entführen und erlebten in dem fast dreistündigen Konzert das erwartete Wechselbad der Emotionen. Die transportierte der Niederländer teils flüsternd, teils kreischend, mit Vibrato, als Sprechgesang, gewaltig tönend oder leise brechend.

Ob van Veen von seinen Erfahrungen als Vater sang "Wir waren auf Tournee, und als ich nach Hause kam, war sie 33" ? oder als Sohn - "Heute Abend wurde ich groß. Heute Abend ging ich mit meinem Vater ins Badehaus" ? dem Sänger gelang es, Nähe zu schaffen, distanzierte sich aber im nächsten Moment' durch Clownereien oder puppenhafte Bewegungen. Spaß bereitete es darüber hinaus, das Spiel des Profis mit der Sprache zu erleben. Nonsens?Silben erhielten durch die Satzmelodie und die Betonung Sinn, in einem Augenblick fragend, im nächsten drohend oder überzeugend. Die Musiker van Veens spielten mitreißend. Ihnen fiel nicht nur die Begleitung. zu. Edith Leerkes begeisterte mit ihren rhythmischen und leidenschaftlichen Gitarrensoli, und Wieke Garcia sorgte mit Schlagstöcken auf diversen Resonanzkörpern für teils südamerikanisch, teils afrikanisch anmutenden Rhythmus.. Ihre Vielseitigkeit bewies Wieke Garcia außerdem mit ihrem Harfenspiel und mit einem Dudelsackauftritt.

Auch Hermann van Veen gelang es, sein Publikum zu überraschen. Fasziniert und mucksmäuschenstill beobachteten die Verdener, wie der Musiker nur mit seinen Händen eine Panflöte imitierte.

Zeitweise schien es, als könnten sich die Musiker, vor allem wenn alle Akteure gleichzeitig den selben Rhythmus trommelten, in einen Rausch spielen. Das Publikum klatschte immer lauter und begeisterter. Am Schluss gab es stehende Ovationen für van Veen, der meinte: "Ist das nicht ein bisschen viel?"

Bei seinem Publikum, das immer wieder Zugaben forderte und erhielt, bis endgültig die Lichter auf der Bühne ausgingen, bedankte sich der Musiker mit den Worten: "Ich fand es übrigens sehr schön heute Abend." Der Meinung schlossen sich die Zuhörer an.