ff schrieb am 14.11.2005 in der Morgenpost - Hamburg




Mit Lachen und Weinen


Besser nicht zurücklehnen. Oder gar sich einlullen lassen von einem seiner wunderschönen Liebeslieder. Denn der Bruch kommt. Garantiert. Hart. Brutal. Als sich das Publikum etwa nach (s)einem "Zärtlichen Gefühl" sehnt, zieht der Mann am Mischpult die Regler hoch, übersteuert gnadenlos. Und Herman van Veen dreht in bester Rammstein-Manier noch weiter auf, wälzt sich auf der Bühne der Laeiszhalle und entfacht ein höllisches Gitarreninferno. Ohrenbetäubend. Schmerzhaft.

Wie alles an diesem Abend. Da fordert der Liedermacher voller Melancholie die Väter auf, sich ihren Kinder zu widmen, denn "bevor du es merkst, ist das Kind schon groß" - und hängt noch die "afrikanische Version" an: "Wieg' es sanft in deinen Armen, bevor du es merkst, ist das Kind schon tot." Stille. Nachdenken.

Der Holländer hat nie einen Hehl draus gemacht, bei allen Clownerien vor allem eines zu sein: ein politischer Künstler. Und weil die Krisen und Probleme immer erdrückender werden, sind seine Texte im neuen Programm "Hut ab" direkter und schärfer. Gerät sein "Kyrie Eleison" zur Bitte für all die Geschundenen dieser Erde - und im nächsten Moment fängt er die Sorgen und Tränen doch wieder auf. Denn van Veen weiß: Lachen ist Hoffnung - und sei es nur für einen Moment.