Matthias Huth schreef 12 feb 2003 in de Thuringer Allgemeine

Herman van Veen: Troubadour und Trostvogel



Er hat ein zärtliches Gefühl für den kleinen Fratz, Anne, Gigi, Weimar, seine Eltern und Zuhörer. Und er ist gleichermaßen der Trostvogel, den er in einem wunderbaren neuen Lied besingt. "Unter einem Hut" ist das bisher intimste Konzert von Herman van Veen, das die Weimarhalle fast füllte.

Drei Auftritte in Weimar bringen wärmende Wiederbegegnungen mit dem "Flussviertel", dem "Teufelskerl" und der Frau bei der alles "Anders anders" ist. Der weise Troubadour spielt sein fortgeschrittenes Alter graziös aus und vergisst dabei nie die komödiantische Karte. Und er bleibt sensibler, sozialkritischer Beobachter von Welten, die uns meist unbeachtet umgeben: Das Mädchen, welches vom Entzug entlassen ins gleichgültige Elternhaus kommt, oder Fatima, die Asylantin, welche hinter Schleiern gefangen ihre Hand vergebens ausstreckt. Er ergänzt seine Friedenslieder mit Anmerkungen zur gespannten aktuellen Lage, ohne Feinde zu suchen. Und er trifft Zeit und Zuhörer mitten ins Herz. Den Schwerpunkt des Abends bildet diesmal die Musik, exzellent interpretiert durch das Streichquartett "Matangi", Gitarristin Edith Leerkes, Wieke Garcia, die sogar eine Zeitung als perkussive Untermalung nutzt, und Veens langjährigen pianistischen Begleiter Erik van der Wurff, der diesmal virtuos dem Impressionismus huldigt. Die Lieder sind dezent neu arrangiert, manchmal nur mit anderen rhythmischen Akzenten versehen. Und bilden, zusammen mit van Veens Geschichten und Schnurren, ein unwiderstehliches Credo, welches das Publikum auch nach der vierten Zugabe mit stehenden Ovationen belohnt. Ansichten eines klugen Clowns voller erschreckender Zeitlosigkeit.

Matthias HUTH.

Das letzte der drei Konzerte heute 20 Uhr in der Weimarhalle.

12.02.2003