Barbara Reinhard schrieb am 14.02.02 in der Emdener Zeitung

Aus dem bunten Leben eines echten Clowns



Hermann van Veen zauberte mit seinem Ensemble einen Hauch Varieté in das Neue Theater.

Er ist ausgebildeter Opernsänger, er ist "ein ganz übler Grübler", er ist ein Clown. Am Dienstagabend informierte Hermann van Veen das Publikum im Neuen Theater über eine weitere Facette seines Seins: Er ist jetzt Opa und er ist 56 Jahre alt. Nur eines ist er ganz gewiss nicht: langweilig.

Seinem Programm haftet nicht die Patina früherer Erfolge an, nicht einmal bei der Zugabe greift er auf den "Kleinen Fratz auf dem Kinderrad zurück". Es gab in seinem Drei-Stunden-Programm einfach zu viel anderes für ihn zu tun, um sein Publikum zu unterhalten.

Dieses Mal war er nicht nur mit seinem langjährigen Pianisten Erik van der Wurff erschienen, dieses Mal hatte er den Mut, auf der Bühne mit drei Klasse-Musikerinnen zusammen zu arbeiten. Edith Leerkes begleitete van Veen bei fast jedem Lied auf der spanischen Gitarre. Wieke Garcia spielte Harfe und Dudelsack. Sie trommelte auf einem präparierten Tisch, dass die Reiskörner - zur optischen Verstärkung - nur so flogen. Dann war da noch Jann, die Geigerin. Mit ihr lieferte sich van Veen so manches Duell. In Fechtpose, bewaffnet mit Geigenbögen, musste ein bisschen Kampf zwischen den Geschlechtern dann doch sein - um Minuten später als poetischer Dialog zwischen Schirmskelett und Bogen wieder aufgelöst zu werden.

Der Künstler gab sich verspielt wie ein junger Hund. Er formte seine Hände zur Panflöte und blies darauf chinesische Melodien, nicht ohne dem Publikum zuvor von einer Zeit zu berichten, in der er "stereo-verliebt" war, unter anderem in eine Chinesin. Zu diesem Zeitpunkt lachten die Zuschauer bereits Tränen, denn Hermann van Veen war die ganze Vorstellung über von einer Rolle in die nächste geschlüpft. Ihm gelang so die Quadratur des Kreises. Obwohl die Inhalte seiner Stücke von allem handeln, was die Menschenseele bewegt, und sei es auch bitterernst - die Mischung aus Anekdoten, Slapstick und bezaubernden Klängen nimmt der Botschaft den Stachel.

Der Künstler selbst scheint mit den Jahren lockerer geworden zu sein. Am Dienstag hat er bewiesen, dass er mit Überraschungen umgehen kann, ja dass nicht selten er selbst derjenige ist, der sie verursacht. Da zeigte sich doch ab und zu Verblüffung auf den Gesichtern seiner Kolleginnen, wenn er endlos expressiv die Operndiva karikierte oder als er die bloßen Füße der Gitarristin bis zum Knie hinauf küsste - und wieder zurück. Ein echter Clown.