Kurier (O)
Werner Rosenberger

"Ich bin selbst viel Kind"

26 maart 2013

Wenn ich gewusst hätte, wie schön es ist, Enkel zu haben, hätte ich sie zuerst genommen.“
Herman van Veen tourt seit mehr als 40 Jahren um die Welt – ab 3. April mit großer Band auch wieder durch Österreich. Und wie man’s von ihm gewohnt ist, mit „neuen Liedern, Geschichten, Musik und Blödsinn“.



Melancholisch-heiter


„Für einen Kuss von dir“: Programm- und CD-Titel ist „eine Liebeserklärung an meine Enkelkinder Sylvain und Sebastian“, sagt der Entertainer, den einmal jemand „Hausmeister im Museum der Gefühle“ nannte.
Der Clown, Chansonnier und Philosoph aus dem Land der Tulpen fragt sich zugleich: „Sind wir Opfer des Schweigens unserer Eltern und verantwortlich für die Unwissenheit unserer Kinder?“

Die neuen Lieder erzählen über „einen kleinen Jungen, der sich fragt, warum er so ist, wie er ist.“ Über „Blumen, die ich lieber heute bekomme als dann auf meinen Sarg“. Also über das Leben und das Erinnern.

„Denn je mehr und je besser wir uns erinnern, umso mehr Chancen haben wir, etwas zu verändern. Vor allem unseren Blick auf die Welt.“
Er weiß, das er älter wird. Er merkt es auch „beim Rasieren oder beim Socken-Anziehen“. Auch weil die Tage schneller vergehen. „Aber der Mensch in mir ist ohne Alter“, sagt der Mann, der gerade 68 Jahre alt wurde und heute „viel mehr Ruhe und Ausgeglichenheit“ empfindet als früher.


"Lust am Fabulieren"


Der skeptische Optimist und fröhliche Melancholiker ist er geblieben. Und was macht seinen Erfolg aus?

„Ich liebe die Kinder. Ich bin selbst viel Kind“, ist die sprachlich etwas verrutschte Antwort des Niederländers. „Weisheit, Witz und Wahrhaftigkeit sind Kindereigenschaften und auch Fantasie und Lust am Fabulieren.“ Er selbst ist die Bestätigung von Erich Kästners Wort: „Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch.“ Bei ihm kommt Kunst nicht von Können, sondern von Wagen. Vom Querdenken sowieso, wenn er etwa plötzlich alle auf die Fährte eines als Frage formulierten Gedankens schickt: „Lieben Sie sich selbst?“, will der Psychiater wissen. „Ja, aber es ist nicht gegenseitig.“

Oder wenn er von Heinz erzählt, der zu Rudolf sagt: „Du, deine Frau betrügt uns!“
Er zieht Anekdoten wie Perlen auf einer Kette auf. Manchmal melancholisch, manchmal komisch – immer aber aus dem Bauch raus erzählt, unmittelbar und nie verkitscht. Obwohl er viel über Gefühle redet. Das ist wohl auch seine Kunst. Und dass er, wie er es nennt „nichts in Gut und Böse“ einteilt: „Da bin ich sehr holländisch. Wir relativieren dauernd. Weil immer alles höher, dicker und größer ist als wir.“