General Anzeiger Bonn
Hagen Haas

Konzert in der Beethovenhalle

Herman van Veen - Ein melancholischer Clown

22 oktober 2013

BONN. Drei Stunden Konzert, die Pause nicht mitgezählt, sind vergangen. Das Saallicht ist schon lange an, aber das Publikum in der Beethovenhalle will nicht gehen. Weil es nicht will, dass Herman van Veen geht.
Nicht weniger als elf Zugaben hat er gespielt, darunter "Weet je nog", "Später", "Hier unten am Deich" und schließlich das endgültig letzte Lied dieses kostbaren Abends, "Kleiner Fratz". Van Veen schrieb es vor rund vier Jahrzehnten für seine Tochter Babette. Dann, mittendrin in diesem schönen Lied, huscht er mit seinen Musikern flink von der Bühne.



Er freue sich jetzt auf einen späten Happen im Hotel, "flitterdünn geschnittenen Lachs mit Zitrone und Zwiebeln auf phänomenal gebackenem Toast", dazu eine Flasche sorgfältig gekühlten Weißweins. Der Abschied stimmt traurig, aber auch nur ein bisschen, weil der Abend ein wahres Geschenk für den Konzertbesucher ist.

Auf seiner Tournee "Für einen Kuss von Dir" wird der 68-jährige melancholische Clown aus Utrecht von einem exzellenten Quintett begleitet: Erik van der Wurff (Klavier und Akkordeon), mit dem van Veen seit genau einem halben Jahrhundert gemeinsam musiziert, Jannemien Cnossen (Geige), Willem Wits (Percussion), Dave Wismeijer (Bassgitarre) und Edith Leerkes (Gitarren).

Es kommen sehnsuchtsvolle Klassiker wie "Ich lieb' Dich noch", Perlen der Melancholie wie "In unsrer Straße", aber auch das Lied von Alfred Jodocus Kwak, das tief berührende "Küsschen" sowie eruptive, spannende Instrumentalstücke. Herman van Veen, der leise, sanfte Poet, der das Kind in sich bewahrt hat, sagt an einer Stelle: "In den sechziger Jahren war ich jung. Ich hatte Haare, trug rosa Hosen und Plateauschuhe. Zu der Zeit stand ich noch mit beiden Beinen fest in den Wolken." Später fällt es immer schwerer, einmal dorthin zurückzukehren. In die Wolken. Hören wir nie damit auf, es zu versuchen.