Schleswig-Holstein Zeitung
Peter Sawallich

Herman van Veen - der Zauberer - im Alten Kursaal

22 juni 2013

Westerland. Herman van Veen weilt eine Woche lang auf Sylt. Dazu brauchte es vorher viel Planung und auch ein wenig Überredung seitens seines Keitumer Gastgebers Claas-Eric Johannsen. Denn eigentlich hat der 68-jährige Poet, Liedermacher, Sänger, Multi-Instrumentalist, Maler, Familienvater und Opa kaum Zeit.


So jedoch sagte er dem Keitumer Hotelier vor einiger Zeit zu und war deshalb zum dritten Mal im Alten Kursaal von Westerland zu erleben - erneut vor ausverkauften Rängen.

Begleitet von seiner niederländischen Kollegin Edith Leerkes bediente der Songpoet alle Erwartungen, die das Publikum, das fast nur aus Insulanern bestand, mitgebracht hatte. Immerhin begleitet Herman seit Anfang der 60er Jahre das Leben seiner Fans.

Auf den auch international populären Song "Hey, kleiner Fratz auf dem Kinderrad" mussten die Sylter vergeblich warten. Aber egal: was Herman und seine Bühnenpartnerin musikalisch abbrannten, war einfach nur gut. Weil der Mann aus Utrecht perfekt, überzeugend, und dabei stets konzentriert und dennoch locker auf der Bühne agiert. Sei es als Entertainer, als Meister der Violine und andere Instrumente oder als Sänger mit einer enorm tragenden, variationsreichen Stimme. Herman schafft es, eine ganze Oper in Kurzform zu singen, von der Sopranistin bis hin zum Bariton und zu allen Stimmen des Chores. Meisterhaft.

Und dann immer wieder dieser abrupte Schluss, etwa, wenn er das "Ave Maria" in höchsten Tönen trällert, sich unvermittelt (künstlich) verschluckt und abbricht. Natürlich mit einem entwaffnenden Lächeln.

Dann hottet er plötzlich "Buona Sera", um direkt anschließend poetisch über den Tod und das Kindermachen zu sinnieren. Das Publikum lauscht, hält inne, schmunzelt und lacht mit. Herman ist eben ein Zauberer, nicht nur wegen des immer wieder geworfenen Konfettis.



Peter Sawallich