Mindener Tageblatt
HANS-JÜRGEN AMTAGE

Herman van Veen begeistert in Bielefeld vor allem mit leisen Tönen

Leben und Sterben in Harmonie

22 april 2013

Bielefeld (mt). Wenn ein Künstler ein halbes Dutzend Zugaben geben muss und dann immer noch mit rhythmischem Klatschen auf die Bühne gebeten wird, dann muss es wohl ein ganz besonderes Konzert gewesen sein, welches das Publikum erlebt hat.


Der clowneske Altmeister Herman van Veen und seine kongenialen musikalischen Begleiterinnen und Begleiter haben es bei ihrem Auftritt in Bielefeld geschafft, die Zuhörerschaft gleich mehrfach stehend applaudieren zu lassen. Rund 1300 begeisterte Fans des nimmermüden Niederländers waren aus dem Häuschen, als der 68-Jährige nach einem fast dreistündigen Konzert die Bühne der Stadthalle an diesem Abend endgültig verließ.

Mit dem Musiker, Poeten, Clown und Geschichtenerzähler, der seit etwa fünf Jahrzehnten ununterbrochen erfolgreich Bühnenpräsenz beweist (und immer dabei der 67-jährige Komponist, Pianist und Dirigent Erik van der Wurff) ziehen die Wortspielereien, die Pantomime und die kleinen Gedanken in den Saal ein. Der Verlust, das Sterben werden verstärkt zum Thema - ohne dabei das Publikum in die Depression zu treiben. Im Gegenteil, Traurigkeit und Lachen liegen bei Herman van Veen ganz dicht beieinander.

Überwiegend leise sind die Töne, die der Vater und Großvater anschlägt, dabei kleine familiäre Erinnerungen preisgibt. Und Augenblicke später bestimmt viel Rhythmus das Geschehen. Hervorragend musikalisch präsentiert von der Gitarristin Edith Leerkes, die seit fast zwei Jahrzehnten mit Herman van Veen auf der Bühne steht, und der Violinistin und Sängerin Jannemien Cnossen, dem Bassisten Dave Wismeijer und dem Percussionisten Willem Wits. So wird das aktuelle Programm "Für einen Kuss von Dir" zu einem Abend voller Tiefgründigkeit und Leichtigkeit gleichermaßen, in dem sich das pralle Leben und das stille Sterben in Harmonie zeigen.

Ein Abend mit Herman van Veen und Begleitung bedeutet aber auch das Spiel mit dem kleinen Tischtennisball, das dieses Mal im wahrsten Sinne des Wortes in die (Unter-)Hose geht, und der roten Clownnase, die passend zur Stimmung dieses Mal ein rotes Rosenblatt ist, das von der Nase schwebt und nach dem Konzert eine der vielen kleinen Erinnerungen an diesen stimmungsvollen Abend darstellt. Und gleichzeitig Hoffnung gibt, den agilen Künstler und seine Band bald wiederzusehen.



HANS-JÜRGEN AMTAGE