WAZ
Anne Wohland

Medizin im Gocher Kwak-Haus als Kassenleistung

11 december 2013

Goch. Keine Bagger in Sicht: Fürs Kwak-Haus sei die Baufinanzierung über Spenden machbar. Vor Baustart müsse aber erst der Betrieb finanziell gesichert werden

Wann der Bau der Kwak-Kindererholungs-Siedlung am Kesseler See beginnt – die Frage kann Stephan A. Vogelskamp nicht beantworten. Dem Geschäftsführer der deutschen Kwak-Stiftung – der in Goch die Idee des Lyrikers Herman van Veen vertritt – geht gar nicht so sehr der bauliche Aspekt des spenden-finanzierten Projektes durch den Kopf, auch wenn das tropfenförmige Hauptgebäude bei Baubeginn noch für Aufregung sorgen wird. Vogels-kamp tüftelt mit seinen Mitstreitern derzeit eher daran, wie die Unterbringung im Haus für alle betroffenen schwer kranken Kinder aus Deutschland, aber wohl auch aus den Niederlanden, bezahlbar werden kann.



Elternbeiträge reichen nicht


So sieht das Modell aus, das Herman van Veen einst vorstellte. Die Alfred J. Kwak Stiftung realisiert in Goch eine besondere Erholungs-Siedlung für schwerkranke Kinder.Foto: LINDEKAMP „Wir wollen zuweisungsfähig werden“, fasst Vogelskamp zusammen, was derzeit vor allem in der Nijmegener Uniklinik St. Radboud bearbeitet wird. Die Baukosten des 7,5-Millionen-Euro-Projekts über Spenden finanziert zu bekommen, schätzt Vogelskamp nicht als Problem ein. Doch über Jahre sei der Betrieb des Erholungszentrums eben nur möglich, wenn das Kwak-Haus als anerkannte Leistung von den Krankenkassen bezahlt wird.

„Das Haus ist im Dauer-Betrieb eben nicht über Spenden und nicht über Elternbeiträge finanzierbar“, weiß der Stiftungsgeschäftsführer. Weil aber jedes betroffene Kind, dessen Diagnose eine Überweisung ins Kwak-Haus sinnvoll macht, die dortige Leistungen kriegen können soll, muss das Haus den langen Genehmigungsweg gehen. Einfach wird das nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass der medizinische Kooperationspartner des Projekt Niederländisch ist.


HINTERGRUND


Umzug der Stiftung aufs Kwak-Gelände
Wer derzeit dem Kwak-Haus-Projekt helfen will, muss weiter mitwarten – darf dabei aber weitere Spenden sammeln.

Sobald das erste Wohnhaus fertig ist, zieht Geschäftsführer Stephan A. Vogelskamp mit der Kwak-Stiftung aufs Kesseler Gelände – dann darf jeder gucken kommen.
Seit April gibt es eine Kooperation zwischen Nijmeger Uniklinik und der Kwak-Stiftung. Bis März 2014 erarbeiten die dortigen Mediziner ein Konzept – durch nahezu alle Abteilungen von Medizin und Forschung. Sie konzipieren, was die Uniklinik als medizinische Versorgung in das Kwak-Gelände einbringen kann und was sie sich davon erwartet, beispielsweise in der Forschung (siehe Artikel unten).

Wenn das Konzept steht, muss es auf deutsche Krankenkassenverträge runtergebrochen werden.

Erst wenn das medizinische Konzept klar ist, wird überhaupt gebaut (erst Wohnhäuser, dann der Tropfen). Denn erst dann steht fest, ob auf dem geplanten Gelände etwas verändert werden muss – trotz des fertigen Baumodells (siehe Foto). Ob auf den Freiflächen neben dem Plangelände weitere Gebäude entstehen müssen: für medizinische Untersuchungen, fürs Personal oder fürs Equipment. Entweder alles ist direkt vor Ort, oder es gibt einen Fahrdienst zur 22 Fahrminuten entfernten Uniklinik. Die Uniklinik hat für Medizinbauten eine eigene Abteilung, die alles planen könnte.

Das Kwak-Haus-Modell ist also allenfalls eine Mini-Version einer Idee, die unendlich viel komplexer wird. Das Gebäude ist visionär. Doch das medizinisch-therapeutisch-soziale Innenleben werde eine Art „medizinische Zukunft“, in dem Kinder, gleich mit welcher Krankheit, gleich gut ihre Erholungszeit verleben sollen. Man wolle so bauen und organisiert sein, dass man Inklusion lebt, findet Vogelskamp: „Wir sind der Prototyp.“

Ein Prototyp zu werden, das dauere seine Zeit. Ein Uni-Mediziner sagte jüngst zu Vogelskamp: „Wenn es einfach wäre, hätten wir das schon!“ – sein Lieblingszitat.



Anne Wohland