Schweriner Volkszeitung
Ulrich Grunert

„wir sind ein bisschen wie die Musketiere"

Herman van Veen feiert sein 40-jähriges Bühnenjubiläum - und gastiert heute in Schwerin

9 oktober 2013

Er singt Liebeslieder, ohne kitschig zu sein. Als Meister der Selbstironie erzählt Herman van Veen selbst tragikomische Geschichten mit Heiterkeit und Gelassenheit. Seit vier Jahrzehnten ist Hollands international erfolgreichster Bühnenkünstler in Deutschland unterwegs, wird heute im Rahmen seiner Jubiläumstoumee ein Konzert in Schwerin geben. Ulrich Grunert sprach mit ihm über die Anfänge, seine Liebe zu Fußball sowie sein soziales Engagement.


Es war 1973 als Sie mit dem Album „Ich hab' ein zärtliches Gefühl" den ersten Erfolg im deutschen Sprachraum feierten. Können Sie sich an die Anfänge erinnern? Wer hat Ihnen damals geholfen?

Herman van Veen: Geholfen haben mir Alfred Bioiek und Thomas Woitkewitsch. Die machten 1972 für den WDR einen Bericht über die holländische Theaterszene und kamen dadurch auch mit mir ins Gespräch. Alfred haben meine Lieder gefallen. Er hat sich sehr bemüht, uns nach Deutschland zu bringen. Für eine erste Veranstaltung hat Thomas Woitkewitsch alle meine Texte übersetzt, denn ich sprach damals ja nur Schuldeutsch. Nach und nach ist daraus ein echter Freundeskreis geworden. Zusammen mit dem Veranstalter Karsten Jahnke arbeiten wir bis heute sehr eng zusammen. Obwohl wir nie einen schriftlichen Kontrakt unterzeichnet haben, Wir sind ein bisschen wie die Musketiere, bei uns gilt der Handschlag.

Wird es ein besonderes Jubiläumsprogramm geben?

Wir sind von Oktober bis Ende des Jahres in Deutschland unterwegs. Ich komme ja ungefähr alle zwei bis drei Jahre mit einer Tournee in die deutschsprachigen Länder. In diesem Jahr präsentieren wir mit „Bevor ich es vergesse" ein intimes und wie ich glaube sehr vielfältiges Programm. Natürlich feiern wir dabei so ein bisschen unser 40-jähriges Jubiläum auf deutschen Bühnen. Wie heißt es so schön, wenn man Feste feiern kann, soll man feiern.

Im Rahmen des Konzertes wird die bekannte klassische Gitarristin Edith Leerkes eine wichtige Rolle spielen. Wie lange arbeiten sie bereits zusammen?

Als wir vor mehr als 20 Jahren das Lied „Nina Bobo" in einem Studio in Hamburg aufnehmen wollten, in dem es um ein Baby und seine Träume geht, hatte ich eine Idee. Wäre es nicht schön, zu dieserAufnahme eine schwangere Gitarristin einzuladen? Dann wäre bei der Aufnahme ein Baby dabei. So fanden wir Edith. Sie war bereits im achten Monat schwanger, stieg in Holland ins Flugzeug und war bei der Aufnahme dabei. Wir waren sofort befreundet, haben bereits am ersten Tag bis drei Uhr in der früh geredet. So ist eine sehr gute künstlerische Freundschaft daraus gewachsen. Heute leiten wir gemeinsam unsere kleine Firma. Es ist eine Art andere Ehe, eine ganz besondere Freundschaft geworden. Ohne Ediths Mitwirkung kann ich mir das alles nicht vorstellen. Sie hat großen Einfluss auf das, was wir zusammen auf der Bühne und im Studio machen.

Wollen Sie mit Ihrer Kunst die Welt verändern?

Vielleicht kann ein Lied die unübersichtliche Welt für den Zuhörer etwas klarer machen. Aber verändern? Dazu gehört doch viel mehr. Ich glaube Jeder Mensch hat eine Begabung und das Recht, diese zu entfalten. Deshalb engagiere ich mich im Rahmen des Kinderhilfswerks Unicef für die Rechte der Kinder.

Sie haben sich bereits im Alter von 17 Jahren für Unicef engagiert. Gab es einen Anlass?

Das hatte mit meinem Vater zu tun. Er war ein Sozialist der alten Garde. Es gab eine Zeit, da hatte ich einige Schwierigkeiten in der Schule. Die Familie sagte, der Junge muss was in der Kunst tun. Aber um an die Kunsthochschule zu gehen, brauchte ich ein Diplom. Mein Vater sagte zu mir, ich mache mit, ich unterstütze dich.
Aber, du musst etwas übernehmen, das nicht nur Spaß macht. Tu etwas Nützliches für die Gemeinschaft. Zufällig hatte ich gerade ein Interview über Unicef in der Zeitung gelesen. Ich liebte auch den Komiker Danny Kaye, der sich sehr dafür engagierte. Also habe ich mich gemeldet. Ich traf sehr interessante Menschen, übernahm freiwillige Arbeit und habe langsam, Schritt für Schritt, bei der Verwirklichungder Rechte der Kinder mitdenken dürfen. Heute bin ich fest davon überzeugt, wenn die Kinderrechte weltweit geschätzt und eingehalten würden, hätten wir eine andere, friedliche Welt.
Für diese Idee tue ich, was ich kann. Ich bin jetzt 68 Jahre alt und ich höre mich fast jeden Tag sagen: Kinder haben keine Anwälte. Deshalb sollten wir ihnen helfen, ihr Recht auf Frieden durchzusetzen.

Ihnen wird auch eine große Liebe zum Fussball nachgesagt...

Ich bin in Utrecht groß geworden, habe praktisch meine ganze Jugend um das Fußballstadion des Vereins „Durch Übung stark" verbracht. Dieser Club war damals in Holland so wichtig wie in Deutschland Bavern München. Diese Liebe zum Fußball habe ich mir bewahrt. Noch heute gibt es Konzerte, nach deren Ende ich frage: Wie sind die Fußballergebnisse?



Konzerttipp: Herman van Veen präsentiert sein Programm „Bevor ich es vergesse" mit Edith Leerkes heute Abend um 20 Uhr in der Sport- und Kongresshalle Schwerin und am 10. Oktober im Nikolaisaal in Potsdam. Am 13. Dezember wird er in der Nikolaikirche Rostock ein Weihnachtskonzert geben.