WAZ
Astrid Hoyer-Holderberg

ALFRED-JODOKUS-KWAK-HAUS

Das perfekte Kinderkrankenhaus ausprobieren

8 april 2013

Goch / Nijmegen. Den Vertrag für die Zusammenarbeit im Gocher Kwak-Haus unterschrieben gesternHermann van Veen und die Radboud-Uniklinik als medizinischer Global-Player


„Fenomenaal“ fand der Niederländer Hermann van Veen seinen Kurzauftritt gestern: Da unterschrieb der Liedermacher einen Kooperationsvertrag, der sichert, dass die hervorragenden Ärzte der Radboud-Uniklinik Nijmegen im künftigen Alfred-J.-Kwak-Haus in Goch die schwer kranken Kinder medizinisch versorgen werden. Den anderen Kugelschreiber zur Unterschrift führte Melvin Samsom, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Uniklinik. „Diese Garantie braucht man“, dankte van Veen.

Wie mehrfach berichtet, baut er mit Hilfe seiner ausschließlich spenden-finanzierten Alfred-Jodokus-Kwak-Stiftung in Kessel am See eine Erholungseinrichtung für Familien mit Kindern und Jugendlichen, die sich in einer gesundheitlichen Extremsituation befinden. Und die bisher kaum die Chance hatten, mit ihrem Familien zusammen mal Urlaub zu machen. Dank der Partnerschaft mit dem Radboud-Krankenhaus (10 000 Mitarbeiter) ist nun die medizinische Versorgung in den künftigen behindertengerechten Ferienhäuschen gesichert. „Ich bin ein Opa, der das wichtig findet“, sagt der Poet Herman van Veen.


Vertrauen ist da


Phantastisch sei, dass das enorme Wissen der Uni-Ärzte (das „Denk-Denk“ nennt er das) in Goch auf Abruf zur Verfügung stehe. Stolz ist er, dass sich die drittgrößte Klinik der Niederlande für dieses Projekt entschied. „Es ist das Vertrauen da, dass wir das schaffen.“

Wenn tatsächlich noch in diesem Jahr das erste Musterhaus am See fertig stünde, „dann wäre ich sehr froh“, strahlt der souveräne Mann der Bühne, der damit dann auch Großsponsoren vom 7,5-Millionen-Euro-Projekt überzeugen will. „Das Haupthaus ist technisch so komplex, sowas gibt es noch nicht in der Welt“, erinnert Herman van Veen an die technischen Herausforderungen (siehe Kasten).

„Was uns für den Partner Uni-Klinik interessant macht, ist, dass wir einen Platz bieten, an dem sie ausprobieren können, wie das perfekte Kinderkrankenhaus aussieht“, erklärt Geschäftsführer der Kwak-Stiftung, Stephan Vogelskamp aus Goch. „Was brauchen kranke Kinder, um sich am wohlsten zu fühlen? Zu uns ins Kwak-Haus kommen nicht Patienten mit normalen Krankheitsbildern, sondern in einer kritischen Phase“, herzkranke Kinder mit Herzmaschine an der Seite oder kleine Dialyse-Patienten.

Die Radboud-Kinderklinik bringe die Bandbreite aus Forschung und Entwicklung mit weltweitem Renommee ein. „Für uns ist es ein Riesenschritt. Wir verstehen das Kwak-Haus als Inklusionsprojekt“, dazu brauche man Netzwerke und „einen großen medizinischen Global-Player“, der mit der Radboud gefunden sei. „Dass es ein euregionales Projekt wird, ist nur das i-Tüpfelchen“, so Vogels­kamp.

Melvin Samsom lobte, dass eine „personenbezogene“ medizinische Hilfe das Kwak-Haus ausmachen soll. „Eine innovative Idee. Wir können dann besser verstehen, welche Versorgung individuell nötig wird“, erwartet er. Über finanzielle Konsequenzen habe man sich allerdings noch keine Gedanken gemacht, gesteht er der NRZ. Hier geht es um Neuland. Das will man erst mal betreten.

Die Radboud-Klinik wird mit ihrem Know-how auch bereits beim Aufbau beteiligt. „Wir können das miteinander entwickeln“, plant Herman van Veen. Auch Prof. Kees Noordam, Direktor der Kinderklinik (mit 900 Mitarbeitern) war bei der Vertragsunterzeichnung gestern dabei und freute sich auf die zusätzliche Aufgabe.

Das Projekt Alfred-J.-Kwak-Haus soll mit Unterstützung der Hermann-van-Veen-Stiftung und privaten Spenden errichtet werden. Die Stadt Goch gab die Zusage, das 32 000 Quadratmeter-Gelände am westlichen Ufer neben dem Hallen-Freibad Goch-Ness zu kaufen und für den guten Zweck zu schenken.



Astrid Hoyer-Holderberg