WAZ

Der Tropfen Hoffnung

8 april 2013

Goch. Der Bau des Gocher „Alfred-Jodokus-Kwak-Hauses“ beginnt 2013. Unbeschwerte Tage auf Rezept. Folienkonstruktion wird Markenzeichen für den Niederrhein. Uni-Klinik Nimwegen mit im Boot


Das Markenzeichen des Niederrheins wird der riesige „Wassertropfen“ werden, Zentrum der besonderen Ferienanlage „Alfred-Jodokus-Kwak-Haus“. Ein Urlaubsheim für schwerkranke und behinderte Kinder und ihre Familien, in Kessel am See. 85 Meter lang, 25 Meter hoch umgibt die transparente Hülle den multifunktionalen Gemeinschaftsbereich für bis zu 90 Urlauber, die sich sonst in ihrem oft dramatischen, oft traurigen Alltag keinen Urlaub gönnen. Die Folientechnologie – wie an der Allianz-Arena – eignet sich für 3D-Projektion und kann den körperlich, geistig und psychisch-sozial schwerst-behinderten Kindern, Jugendlichen und ihren Familien beispielsweise Klimazonen simulieren. „Neue Wege, um ein Stück Lebensqualität für Kinder zu ermöglichen, die an eigenständigem oder selbständigem Erleben gehindert sind“, so beschreibt es die Stadt Goch.

Der Gocher Bau- und Planungsausschuss beschloss im November, dass aus der bisherigen Grünfläche eine Sonderbaufläche fürs Erholungsgebiet werden darf. Das wird – ganz sicher – die Bezirksregierung genehmigen. Denn alle Beteiligten stehen hinter der Idee des Liedermachers mit Geige, Herman van Veen, dessen Zeichentrick-Ente dem Haus den Namen gibt.

Gedacht ist etwa an kleine Patienten der Berliner Charité, die mit dem künstlichen Herzen als Roboter neben sich wenig Bewegungsfreiheit haben. Oder kleine Dialysepatienten. „Zwei bis drei Häuser könnten speziell für diese Patienten technisch vorbereitet werden“, plant der Wahl-Gocher Stephan Vogelskamp, Geschäftsführer der „Alfred-J.-Kwak-Stiftung Deutschland“.


Sponsoren überzeugen


Die Oase mit 18 kleinen Häusern um den Tropfen herum soll nach und nach wachsen. Mit zwei fertigen Musterhäusern will man auch Großsponsoren überzeugen. Denn insgesamt 7,5 Millionen Euro müssen finanziert werden.

Das Projekt Alfred-J.-Kwak-Haus soll mit Unterstützung der Hermann-van-Veen-Stiftung und privaten Spenden errichtet werden. Die Stadt Goch gab die Zusage, das 32 000 Quadratmeter-Gelände am westlichen Ufer neben dem Hallen-Freibad Goch-Ness zu kaufen und für den guten Zweck zu schenken: Es liegt neben dem geplanten Ferienhausgebiet „Seepark“, in dem z.B. auch Oma und Opa der jungen Patienten am Familienurlaub teilnehmen könnten, malt Vogelskamp aus.

Keine Kurklinik, kein Krankenhaus, keine weißen Kittel, aber gesundheitliche Sicherheit durch enge Kooperation mit Krankenhäusern und Ärzten am Niederrrhein – so ist der Rahmen geplant. Eine kindgerechte, behütete Wohnform.

Als „perfekter Premium-Partner“ (so Vogelskamp) wurde die Universitätsklinik Nimwegen gewonnen. Mit Niederlands drittgrößter Klinik steht die Kwak-Stiftung seit Mai in engem Dialog darüber, was die betroffenen Kinder zur Erholung wohl am meisten brauchten. Eine Modellrechnung wird aufgestellt. Beteiligt ist auch die Fachhochschule Münster. Krankenkassen könnten in Kooperationsverträgen Beleg-Partnerschaften eingehen.

Einige Familien sollen ihren Urlaub hier selbst bezahlen, andere über einen Sozialfonds unbeschwerte Tage gegen den „Burn out“ verordnet bekommen. Die Kwak-Stiftung will auch Kontakt zu anderen Stiftungen aufbauen, die solche Projekte wie das in Goch suchen.

Das Umweltministerium führt das Kwak-Haus als „nachhaltiges Gewerbeobjekt“ – die Kwak-Stiftung könnte dadurch unkompliziert an geldwerte Leistungen wie Gutachten kommen.


Anfang 2013 wird der Bebauungsplan aufgestellt. Kalkulierte Bauzeit: drei Jahre.