Neass-Grebenbroicher-Zeitung

Herman van Veen begeistert mit musikalischer Poesie

6 december 2013
NEUSS (suzo) Kaum hat Hermann van Veen die Bühne betreten, da hält es die Zuschauer schon nicht mehr auf ihren Sitzen. Mit begeistertem Applaus begrüßen sie den Altmeister der musikalischen Poesie und seine fünfköpfige Band. Der Niederländer dankt es mit einein langen, mitreißenden Konzert, in dem er seine Klassiker, aber auch viel Neues aufbietet.


Es gibt wohl kaum jemanden, der auf der Bühne so mühelos und dabei nie aufgesetzt von einer Stimmung in die andere verfallen kann. Herman van Veen braucht nur eine Sekunde, um von den fröhlich südländischen Rhythmen von „Buona Sera Signorina", das der 68-Jährige mit einer beeindruckenden Tanzeinlage spickt, zu dem traurig-an- rührenden Titel „Kusschen" zu:
wechseln, das die Verlustangst eines kleinen Kindes beschreibt, dessen Eltern sich getrennt haben. „Bär, wo bist du Bär, komm her, leg die Pfötchen fest um mich und brumm was liebes." Herman van Veen wäre aber nicht der clowneske Liedermacher, der er ist, wenn er die Schwere der Zeilen nicht sogleich wieder mit einer Bemerkung aullösen würde:
„Das Wort Küsschen ist für einen Holländer übrigens kaum auszusprechen.'' Überhaupt lässt Herman van Veen zwischen seinen Liedern viel Raum für kleine Geschichten und Anekdoten, erzählt zum Beispiel vom Glück, Großvater zu sein. „Hätte ich gewusst, wie schön es ist, Enkelkinder zu haben, hätte ich die zuerst bekommen." Dass ihm Kinder besonders am Herzen liegen, zeigt der Erfinder der zei- chentrickenie Alfred Jodukus Quak auch daran, dass er sich kurz vor der obligatorischen „Pipipause" die Bühne mit einem 20-köpfigen Kinderchor teilt.

Auch seine Bandmitglieder leisten viel mehr als Hintergrundmusik. Mit ihnen liefert er sich erbitterte Trommelduelle oder eindrucksvolle Violinenduette. Vor allem die beiden Frauen, seine langjährige Bandgefährtin Edith Leerkes und die neu dazu gekommene Geigerin Jannemien Cnossen, übernehmen mit Soli Teile des Abends. Besonders würdigt van Veen den Pianisten Erik van der Wurff, mit dem er seit mehr als 50 Jahren gemeinsam Musik macht. Dass das Ende noch lange nicht das Ende sein muss, bewies van Veen eindringlich, indem er immer wieder für weitere, vom Publikum eingeforderte Zugaben auf die Bühne zurückkehrte.