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MONIKA HARTJES

Herman van Veen begeistert Publikum

21 september 2012

Emmerich (RPO). Wenn Herman van Veen nach Emmerich kommt, dann ist das Stadttheater voll. Am Donnerstag präsentierte der bekannte niederländische Musiker, Clown, Kabarettist, Poet, Liedermacher und Komponist sein neues Programm „Bevor ich es vergesse“ und zog das Publikum vor allem durch die hervorragend vorgetragenen musikalischen Darbietungen in seinen Bann.


Es war nicht der spaßige, albere van Veen, der auf der Bühne stand, sondern die leisen, melancholischen und hintergründigen Momente standen an diesem Abend im Mittelpunkt.
Oft lehnten die Zuschauer sich zurück und genossen die ruhigen musikalischen Geschichten, die der niederländische Künstler, unterstützt von der virtuosen Gitarristin Edith Leerkes, einem jungen Bassisten und einem Schlagzeuger, erzählte.

Alltagsgeschichten verpackt er mit selbstironischer Heiterkeit und feinem Sprachwitz in Liedtexte, die das Publikum nachdenklich stimmt. „Meine Kinder sind gelungen, die Ehen nicht“, sagt er über sich, erzählt im Lied über Freundin Gudrun und seine Mama.

Gleich zu Beginn beweist er sein Können auf der Gitarre, danach auf der Geige. Er singt über Emigranten, umstrittene Moscheen und Liebe. Und doch blitzt zwischendurch immer wieder der andere van Veen auf, der mit offener Komik und voller Energie. Da tanzt der 67-Jährige mit gekonntem Hüftschwung über die Bühne, wirft mit Reis um sich, erzählt von seinen Flitterwochen in Tirol und spielt ein lustiges Zwiegespräch über den Satz „Liebst Du mich?“ Wobei er kurz einwirft: „Das Wort Küsschen ist für einen Holländer kaum auszusprechen.“
Dann „zaubert“ er einen Tischtennisball von der Hand in den Mund, natürlich mit entsprechender Gestik und Mimik, und duscht kurze Zeit später die Zuschauer in den ersten Reihen mit einem Becher Wasser.

Köstlich auch die Operngeschichte, in der die Sopranistin elf Minuten lang singt: „Er hat mich erstochen“ und der Bariton 14 Minuten lang antwortet. „Ich habe sie erstochen“.
Klavier und Mundharmonika beherrscht der Entertainer ebenfalls und während er ernsthaft das Lied für seine Enkelsöhne Sebastian und Silvijn zum Besten gibt, fällt er in der nächsten Sekunde fast vom Klavierstuhl.
In den zahlreichen Zugaben singt er über seine Tochter Anne, zeigt sich als Panflöten-Imitator, macht ein kurzes Skipping auf der Bühne und gibt dem begeisterten Publikum, das sich mit stehendem Applaus bedankt, den Rat: „Fahren Sie durch die Böschung, auf der Straße passieren schlimme Unfälle.“

Die Mischung aus erstklassiger Musik, Komik und nachdenklichen Geschichten kommt an. „Ich bin ein großer Fan von Herman van Veen“, sagt Sabine Siebers. „Wenn er in Emmerich ist, gehe ich immer hin.“