Hannoverische Allgemeine
Rebekka Sambale

Herman van Veen verzaubert in Hannover

17 november 2012

Hannover. Minutenlanger Applaus. Die Zuschauer im ausverkauften Theater am Aegi wollen ihren großen, holländischen Clown nicht gehen lassen. Immer wieder öffnet sich der Vorhang. Der 67-jährige Herman van Veen schafft es auch noch nach mehr als 40 Jahren auf der Bühne, das Publikum mit seiner Musik in den Bann zu ziehen. Sein neues Album „Für einen Kuss von Dir“ (im September erschienen) hat er bei der aktuellen Deutschland-Tournee mit dabei. In den Vordergrund rückt es jedoch nicht. Seine Bühnenshow bietet auch alte Lieder, instrumentale Stücke, Erzählungen und Scherze.


Warum springen am Ende des ersten Liedes plötzlich kleine Kügelchen aus der Snare-Drum? Der Effekt scheint erst rätselhaft und unpassend für einen doch tiefgründigen und textlastigen Künstler. Aber dann wird klar: Er ist Teil des großen Traumes, der an diesem Abend im Theater am Aegi geträumt wird. Einzuschlafen braucht dabei keiner. Es genügt, Herman van Veen aufmerksam zuzuhören und zuzusehen. Der Musiker aus den Niederlanden lässt weiße Luftballons steigen und Glitzerblättchen regnen. Irgendwann erhebt er seinen Arm im blauen, locker-schlackernden Künstlerhemd in die Höhe und malt Figuren in die Luft. Die Menschen im ausverkauften Saal erleben nicht nur gut gemachte Musik mit Botschaften in den Liedzeilen. Zu „Buona Sera Signorina“ legt van Veen auch eine beeindruckende und launige Tanznummer aufs Parkett.

Im Mittelpunkt dieses stimmigen Gesamtabends stehen natürlich nach wie vor seine Lieder. Viele davon hat er selbst geschrieben, einige stammen von anderen Komponisten wie unter anderem Heinz Rudolf Kunze. Van Veens Stimme hat einen erstaunlichen Umfang und eine charakteristische Klangfarbe. Ein bisschen rau und immer mit dem unverkennbaren holländischen Akzent. Einige der Songs singt er dann auch in seiner Muttersprache, andere in Englisch oder Französisch. Van Veens Texte sind metaphorisch und atmosphärisch dicht.

Die Musik dazu ist schlicht, aber durchdacht gestaltet. Akustische Gitarre, Bassgitarre, Violine, Klavier und Perkussionsinstrumente prägen das Klangfeld. Denn Herman van Veen ist nicht alleine auf seiner Tournee. Mit ihm unterwegs sind fünf überzeugende Musiker und acht unbekleidete Schaufensterpuppen aus Plastik. Zur Violine greift van Veen auch selbst.

Dann ist irgendwann ganz plötzlich der Traum zu Ende geträumt. Und das Publikum bedankt sich euphorisch.

Hermann van Veen tritt auch am Sonnabend um 20 Uhr auf. Es gibt noch Restkarten.