Bernd Schuknecht schrieb am 12.11.2001 in der Rheinischen Post

Premiere von vier Konzerten des Entertainers Herman van Veen in der Tonhalle

Nachdenklich bis schon fast albern





So sollte es sein ? also nicht besonders hervorhebenswert. Die Musik einer ebenso spielfreudig wie virtuos agierenden Gruppe versetzte das Publikum in Begeisterung. Zum fünfköpfigen Ensemble zählten Erik van der Wurff, ein versierter Pianist, der den, dessen Name auf den Plakaten zu lesen war, bereits seit vielen Jahren begleitet. Gelassen, aber dennoch stets bereit für humorige Eskapaden agierte Kontrabassist Thomas Dirks.

Zuhörer von den Socken

Die Krönung war jedoch das musikalische Extra von drei jungen Damen. Zu Beginn kreuzte im Duell die blonde Maria?Paula Majoor ihren Geigenbogen mit dem ihres Chefs und bot ihm auch sonst Paroli, indem sie mit überschäumenden Temperament über die Saiten strich. Von Anbeginn barfüßig, trat Gitarristin Edith Leekes auf, und kurze Zeit später war auch der Zuhörer von den Socken, denn ihr Repertoire aus barocker Klassik, spanischer Folklore, Gipsy-Swing, Folk und Modern?Jazzigem präsentierte sie mit erstklassiger Technik und mitreißender Musizierlaune.

Mit Drehleier und Dudelsack

Temperament pur kennzeichnete auch das Spiel von Wieke Garcia. Gleich, ob auf Trommel oder auf einer Tischplatte, in die verschiedene Klangflächen eingelassen waren - ihre spannungsgeladenen Rhythmusvorgaben verführten das gesamte Quintett zu ausgelassenem Spiel. Zusätzlich bereicherte sie mit Drehleier, Harfe und Dudelsack das Klangspektrum der Gruppe.

Ach ja, fast hätte man die eigentliche Hauptperson vergessen. Wegen Herman van Veens waren schließlich rund 1400 Fans zur Premiere von vier Konzerten in die Tonhalle gekommen. Seitdem ihn vor rund 30 Jahren ein zärtliches Gefühl überkam, beehrt er als nachdenklicher Clown und singender Hüter der wahren Liebe (zu unterschiedlichen Frauen, wohlgemerkt) die Bühnen weltweit.

"Was ich dir singen wollte" heißt sein aktuelles Programm. Um es gleich vorweg zu nehmen, van Veen sagte nichts, was er nicht schon früher in opernhaftem Pathos oder sanfter Naivität von sich gegeben hätte. Die Liebe in allen Spielarten, die eines pubertierenden Jungen; Liebe, die sich einfach anders äußert ("Anders, anders"), Streichel?Beziehungen bis hin zur Liebeserklärung an die Mutter seiner Kinder fand niederländisch?nuschlige Berücksichtigung.

Bezaubernde Musikerinnen

Vieles wirkte nur kuschlig, entfaltete jedoch letztlich die unangenehm schwüle Wärme einer Polyesterdecke. Die Zeit scheint, was dieses Thema betrifft, für ihn stehen geblieben zu sein. Er bemerkt nicht einmal, dass seine Bitte an die Geliebte, ihm über das Haar zu streichen, bei seiner Halbglatze schon etwas komisch klingt. Zwischen die Lieder platziert der 56?Jährige kurze Intermezzi aus Alters?Nachdenklichkeit und Alters-Albernheit. Für den frenetischen Applaus seiner Fans bedankt sich van Veen mit zahlreichen Zugaben, in denen die drei Musikerinnen erneut bezaubernde Akzente setzten.



BERND SCHUKNECHT