SABINE RING schreef 12 februari 2001 in de Rheinische Post

Überschäumender Empfang im Stadttheater für Herman van Veen

Ein Modern Art Troubadour



EMMERICH (RP).
"Das Leben ist eine ablaufende Angelegenheit", sagt Herman van Veen. "Früher hatte ich immer nur Geburtstag und keiner ist gestorben." Der Clown hat sein neues, zentrales Thema gefunden: Altern und Tod. Eine gewisse Traurigkeit kennen seine Fans ja, aber diese hier ist tiefer. Das ist gleich von ersten Lied an zu spüren. Und bald wissen auch alle, warum - denn van Veen hält mit seinen Gefühlen nicht hinter dem Berg: Seine Eltern sind gestorben. Trotzdem das übliche Telefonat mit Mama. Und gerade deswegen viele Geschichten von früher.

Aber eigentlich ist vieles anders: Erstmals steht der 55-jährige Herman van Veen mit vier Frauen auf der Bühne. Er geigt mit ihnen um die Wette, duelliert sich mit ihren Geigenstöcken. Mal spielt er den werbenden Liebhaber, dann den reifen Charmeur, aber auch den Vater - schließlich könnten diese Frauen alle seine Töchter sein.

Temperamentvoll

Sie sind alles andere als schmückendes Beiwerk oder Begleitmusikerinnen: Edith Leerkers, Gitarre, Jannemien Cnossen, Geige und Gesang, Maria-Paula Majoor, Geige und Wiebke Garcia, Harfe und Percussions. Jede beherrscht ihr Instrument grandios. Herman van Veen überlässt ihnen das Rampenlicht. Still und in sich zusammengesunken sitzt er auf einem Stuhl, während die Künstlerinnen temperamentvoll singen und spielen. Van Veen vermittelt den Eindruck, nicht im Mittelpunkt stehen zu müssen. Oder vielleicht doch? Als die Musikerinnen zu dominant werden, bringt er sie lautstark mit einer Glocke zur Ruhe.

Schon zur Begrüßung tosender Applaus: und wie gewohnt zieht der Künstler aus Utrecht mit seiner Persönlichkeit und den diesmal überwiegend melancholischen Texten alle im Theater in seinen Bann. Wenn auch seltener als gewohnt, es gibt sie natürlich auch noch, die Momente, in denen das Publikum lauthals loslacht. Die Emmericher wirken fast erleichtert: Da ist er wieder, der Clown, der minutenlang den sterbenden Sopran mimt.

"Er hat mich erstochen", singt er, Opernarien parodierend. Dann schmettert er den Chor: "Er hat sie erstochen". Und schlüpft in die Rolle des Baritons mit dem derangierten Gesicht und dem offenen Hemd. Doch der hat den Text vergessen. Selbst diese Episode endet mit dem Tod - der Bariton begeht Selbstmord: "Er stürzt sich von seinem Ego mitten in seinen IQ."

Auf alte Lieder wie "Ich hab ein zärtliches Gefühl" oder "Ich lieb` Dich noch" wartete das Publikum vergeblich. Es ist eben vieles anders geworden im Leben des "Modern Art Troubadour", wie er sich selber nennt: "Ich bin 55 Jahre alt, Großvater geworden und habe meine Eltern verloren." Viel Vertrautes ist aber noch da: Lieder mit niederländischen Texten ("Für die 24 Holländer im Saal. Ich hoffe, sie verstehen meinen Dialekt"), das überdimensionierte Baby, Konfettiregen ins Publikum.

Begeisterung

Die Fans schenken Herman van Veen die Begeisterung, die ihn bei seinen Deutschland-Tourneen seit Jahrzehnten begleitet. Das Publikum lässt ihn auch nach der dritten Zugabe nicht gehen, auch wenn längst jemand im Saal das Licht angemacht hat. Erst als der Sänger seinen Fans andeutet: "Ich bin müde, ich will was trinken", entlassen sie ihn von der Bühne.



Von SABINE RING





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