Herman van Veen, die Geige und der Tod

Der Song-Erzähler gastiert zurzeit im Friedrichstadtpalast.



"Ich hab ein zärtliches Gefühl" sang er 1972, und dabei ist Herman van Veen, 56, geblieben. Mit Erfolg: 120 CDs in fünf Sprachen, seit Ende der 60er Jahre ist er aus dem Musik-Erleben Europas nicht mehr wegzudenken. Auch heute noch füllt er mühelos große Hallen. Bis zum 19. Januar gastiert van Veen mit seinem neuen Programm "Was ich dir singen wollte" im Friedrichstadtpalast.


Warum verstecken Sie Ihr Gesicht hinter einer Geige?

foto: Scherf
Ich wollte so unglaublich gerne wieder Geige spielen, wozu ich jahrelang keinen Mut mehr hatte. Ich war als Kind das Schlachtopfer der Ambitionen meiner Lehrer. Die glaubten, dass ein großer Geiger an mir verloren gegangen sei. Damals stand die Geige zwischen mir und der Welt. Das will ich mit dem Plakat sagen. Wichtig ist aber auch, dass ich nackt bin auf dem Foto.

Was bedeutet die Nacktheit?

Durch den Tod meiner Eltern im letzten Jahr ist mir bewusst geworden, dass das Einzige, was wirklich zählt, ein nackter Augenblick ist. Und je älter ich werde, desto klarer wird mir, dass ich auch im Begriff bin, dem Ende entgegen zu gehen.

foto: Scherf Wie hat der Tod Ihrer Eltern Sie persönlich verändert?

Dieser Tod hat alles verändert. Ich muss jetzt allein entscheiden, kann sie in Konfliktsituationen nicht mehr anrufen.

Deshalb auch der Titel "Handy" in Ihrem Programm, in dem Sie mit Ihrer Mutter telefonieren?

Ja, sie sind zwar körperlich nicht mehr da, aber noch vollkommen in meinem System. Ich habe echt das Gefühl, dass es sich nicht lohnt, die Gardinen zuzuziehen. Meine Mutter sieht mich doch sowieso.