Hannoversche Allgemeine Zeitung

Zum Wundern und Grübeln

Liedermacher Herman van Veen mischt in seinem Programm im Theater am Aegi Komik und Ernst

30 nov 2019

Herman van Veen sitzt am Flügel. Seine Hände fliegen über die Tasten, spielen eine komplizierte Melodie. Dann klimpert er plötzlich nur noch auf zwei Tasten herum, sein Kopf neigt sich immer mehr in Richtung seiner Finger. Was zunächst aussieht, als wäre van Veen ganz in seine Musik versunken, wirkt von einen auf den anderen Moment eher ironisch, so, als würde der Musiker übertreiben und die Szene ins Lächerliche ziehen.


Momente wie diese, in denen der Zuschauer nicht weiß, ob das Gezeigte nun Kunst oder Komik ist, wird es mit van Veen im ausverkauften Theater am Aegi noch mehrere geben. Der niederländische Liedermacher, Komiker und Schauspieler präsentierte eine Mischung aus Konzert, Lesung und Stand-up-Co-medy, die die Zuschauer begeisterte.

Viel Raum für die Musiker

Der 74-Jährige tritt seit mehr als 50 Jahren auf Bühnen und im Fernsehen auf. In Deutschland wurde er unter anderem mit dem Lied „Ich hab1 ein zärtliches Gefühl" sowie als geistiger Vater der Zeichentrickente Alfred Jodocus Kwak und dem Lied „Warum bin ich so fröhlich" bekannt. Beim Programm auf der Bühne des Theaters am Aegi spielt van Veen neben Klavier auch Geige, Gitarre und Mundharmonika. Die vier Musiker, die mit ihm auf der Bühne stehen, sind ebenso vielfältig unterwegs. Van Veen gib seinen Kollegen viel Raum: Obwohl er der Star der Show ist, gibt es viele Stellen, an denen seine Musiker im Vordergrund stehen und Lieder singen oder Soli spielen. Dabei wird besonders van Veens langjährige musikalische Partnerin Edith Leerkens nach einem beeindruckenden Gitarrensolo mit viel Applaus gewürdigt.

Kunst und Quatsch

Van Veen ist ein Geschichtenerzähler. Zwischen den Liedern erzählt er kleine Anekdoten, die mal eine witzige, mal eine ernste Pointe haben. Sowohl in den gesprochenen als aüch in den gesungenen Szenen nimmt er die Zuschauer mit in seine Gedankenwelt. Die ist nicht immer logisch - der Zuschauer wird hin und wieder auch mit der Interpretation allein gelassen.

So scheinen etwa manche Kombinationen im Programm nicht ganz zueinander zu passen: Mitten in einem traurigen Lied, bei dem van Veen sein Publikum gerade noch fast zu Tränen gerührt hat, fängt er plötzlich an, auf roten Socken wie ein Ausdruckstänzer über die Büh- ne zu springen. Was lustig aussieht, kann einen dann aber doch nicht so recht zum Lachen bringen.

Ebenso, als van Veen immer wieder mit „Was mm, wenn..." beginnt und einmal witzig, dann wieder nachdenklich endet: „Was nun, wenn Hühner verkleidete Engel sind? Was nun, wenn Gott doch existiert?" In diesen Momenten weiß man nicht so recht: lachen oder grübeln? Genau mit dieser Kombinationen aus Emst und Komik, aus Kunst und Quatsch hat sich van Veen ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen; das sein Publikum zu schätzen weiß.