| Herman van Veen
SH am Sonntag |
Sie fragen |
30 jan 2011 |
|
Sie fragen, ob wir gut gegessen haben und ob unsere Jacke auch warm genug ist. Sie haben Küsschen für die ganzen wunden Stellen und geben dem Schwesterchen Püppchen und dem Brüderchen eine Eisenbahn. Sie fragen: "Wirst du auch nicht mit fremden Männern mitgehen?" und verlangen: "Bevor es dunkel wird, musst du zu Hause sein." und "Wenn du doch unbedingt irgendwo herumlungern musst, sieh dann bitte zu, dass du nicht in der Zugluft stehst." Sie wissen, wie man Flecken aus dem Hosenschlitz wegkriegt und wo der Salat billiger ist. Sie wissen auch, wie man Perlen auf eine Schnur fädelt, und was gut an einem Priester ist und was falsch. Sie finden, dass wir zuhören sollten und keine Witze über gewisse Dinge machen dürfen. Wenn sie reden, haben wir zu flüstern und sie sind der Meinung, dass wir an Weihnachten über den Frieden singen müssen. Sie sagen dir-wenn du selbst schon Vater bist-: "Das hast du nicht von mir gelernt." und: "Geflucht wird erst dann, wenn ich unter der Erde bin." Sie weinen, wenn Filmstars sterben und bei der Nationalhymne, auch wenn jemand so über Juden redet, und wenn du an einem Donnerstag heiratest. Sie sitzen an deinem Bett, wenn du Fieber hast, und sagen: "Dein Vater hatte das auch." Und wenn du in Scheidung liegst, hörst du: "Hatte ich es nicht gesagt?" Sie halten mehr von dir, als von sich selbst. Es gibt niemanden, der dich so gut kennt. Sie sagen: "Achte meine Worte, du wirst noch daran denken, wenn ich nicht mehr bin." Mütter. Herman van Veen (65) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter. Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag. |