Herman van Veen
SH am Sonntag
Stückchen
28 aug 2011

Ein Mann, der vom Himmel fällt, musste irgendwohin und segelte ruhig weiter, während eine Putzfrau, irgendwo in einer Straße, in einer Stadt, hier in der Nähe, ein Fenster öffnet und ein Staubtuch ausschüttelt. Ein alter Mann schlendert vorbei.
Der Schäferhund hebt lässig ein Hinterbein und kackt anschließend auf irgendeine schmutzige Stelle. Das Wasser im vergifteten Kanal strömt in seinem Lauf. Ein Bauer hört einen Plumps im Wasser, versteht nicht, was es ist.
Er zieht seine krummen Schultern hoch und sät mürrisch weiter. Ich sitze an meinem Schreibtisch, während es draußen nieselt. Die Birke hängt schwermütig. Die Kirche, nur ein Stückchen entfernt, ist durch den Nieselregen kaum zu sehen, Werdegleich in Bad Pyrmont, hinter Detmold, im Innenhof eines Schlosses singen. Lese noch schnell einige E-Mails.
„Könnten Sie bitte morgen Abend für meine Frau Ein zärtliches Gefühl singen? Das ist ihr Lieblingslied. Sie hat nicht mehr lang zu leben. Deshalb, verstehen Sie?"
Eine Frage vom Finanzamt, betreffend die Vorverkaufszahlen. Ein Mann will wissen, warum ich noch immer nicht auf sein Romankonzept reagiert hätte, das er mir vergangene Woche per Post geschickt hat. Eine Mail, in der steht, dass diese Zeitung im nächsten Jahr nicht mehr plant, die Stücke, die ich jeden Sonntag für Sie schreibe, fortzusetzen.
Fünf Jahre sind genug. Ich finde das echt bedauerlich.

Aber natürlich, so wie das Gliche sagt: Das Leben geht weiter. Eine Schnecke kriecht am Fenster hoch.
Der Regen hat aufgehört.
Ein Sonnenstrahl bricht durch die Wolken.



Herman van Veen (66) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.