Herman van Veen
SH am Sonntag

Die andere Seite


27 maart 2011

Heute ist Dienstag, der 22. März. Der Himmel ist strahlend blau, die Sonne hat die gesamte Amsterdamer Terrasse in ein fröhliches Licht getaucht. Ich schaue über die Amstel. Ausflugsboote legen ab und an. Aus dem Rathaus kommt ein buntes Gefolge von Hochzeitsgästen. Champagnerkorken knallen, vier Bulgaren spielen leidenschaftlich vor einem leeren Hut. Saxophon, Klarinette, Kontrabass und Akkordeon. Melodien aus einer fast vergessenen Zeit verlieren sich im Geräusch des Verkehrs. In der Ferne das runde Dach des Königlichen Theaters Carre, wo wir in diesen Herbst die Schindeln vom Dach spielen werden.

Eine betagte Frau hustet sich den Winter aus der Kehle, eine übermütige Platztaube pickt etwas Unsichtbares von meiner Schulter, ein Hippie auf einem Damenrad pfeift die 60er Jahre in Erinnerung, Touristen zeigen auf Zinnen und Fassaden, lachen über eine menschliche Statue, der es an der Nase kitzelt. Einige fotografieren das Brautpaar. Wir bestellen eine Cola light und einen Cappuccino, Menschen in allen nur möglichen Farben schlendern in der Mittagssonne an uns vorbei. Auf der Terrasse höre ich gut sieben Sprachen, weißer Wein schwenkt in Gläsern, nicht ein böses Wort fällt.



Herman van Veen (66) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.