Herman van Veen
SH am Sonntag

Darf ich einen Zwieback


22 mei 2011

In unserem Garten paradieren / zwei vornehme blaue Pfauen. / Ein Herr und eine Dame, / ein schickes Ehepaar mittelgroßer Fasanenvögel. / Der Herr hat eine lange Federschleppe, / die er.wie einen bunten Fächer aufstellen kann.

Pfauen sah ich zum ersten Mal, / als ich etwa zehn Jahr alt war. / Beim Amsterdamsestraatweg in Utrecht / war ein kleiner Park, / in dem eine große Voliere stand, / und dort saßen sie: / so ungefähr zehn Stück. / Verblüffend schön fand ich sie. / Später, wenn ich groß wäre, / würde ich auch Pfauen haben wollen. / Dieses „Wollen" ist geglückt. / . Manchmal haben wir sieben, / aber oft, einige Füchse später, / bleiben nur die Stärksten übrig. / Das Männchen spiegelt sich gern / prahlerisch in den Fensterscheiben / oder in den glänzenden Türen meines Autos. / Ab und zu fällt es sich selbst an im Wahn, / dass das, was es da in der Tür sieht, / ein anderer Pfau sei, ein Eindringling. / Das Resultat: / Hunderte Schnabelpicker in der Tür. / Er pfeift darauf. / Wenn der Herr seine Federn verliert, / und das sind gut an die 150, /-das Finden einer solchen Feder soll Glück bringen - / lesen unsere Enkel sie auf / und binden sie zu einem Trockenstrauß für die Küche. / Dort stehen sie dann das ganze Jahr / wie ein Strauß winkender Augen. / Augen, die, / so erzählt ein griechisches Märchen, / einst zu einem Riesen gehört haben sollen. / Aber, so wie es sich in / Märchen immer zuträgt, / ging etwas Unbegreifliches schief, / und die Göttin Hera hat sie dem Riesen Argus aus dem Kopf / genommen und sie ihrem göttlichen / Lieblingstier, dem Pfau, übergeben.

Unsere Pfauen schlafen nachts/ im hohen Baum neben unserer Küche. / Wenn es dunkel wird, fliegen sie auf einen dicken Ast, / der über der Hirschweide hängt. / In einem verlassenen Bussardnest, /drei Äste höher, / hat die Pfauendame im letzten Jahr / ihre fast weißen Eier gelegt. / Drei Küken purzelten an einem Donnerstag hinab. / Die Jungen sind nicht durch den strengen Winter gekommen. / Der Schnee und zu viele Rivalen auf dem Feld. / Vorteil; weniger Kackhaufen. / Pfauen kacken wie die Reiher. / Ihre Haufen sind sehr eindrucksvoll. / „Schau mal Junge!", sage ich zu / meinem Enkelsohn, / „wenn junge Pfauen Hunger haben, / ticken sie auf den Schnabel ihrer Mutter, siehst du das?" / Das Kerlchen schaut sich andächtig die Pfauenszene an, / tippte mir ganz abwesend aufs Knie und fragte:/„Opa...?



Herman van Veen (66) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.