Herman van Veen
SH am Sonntag

Gesundheit


19 juni 2011

Die Mücken sind zurück.
Ein stattliches Exemplar sitzt wartend auf dem Rand des Lampenschirms, bis ich den Fernseher und das Licht ausmache, so dass er oder sie sich an meinem süßen Blut laben kann.

Früher schlug ich Mücken tot, aber seit ich versucht habe, eine nachzubauen, habe ich soviel Respekt vor diesem zarten Wesen, dass ich es mir aus dem Kopf geschlagen habe, sie einfach so platt zu schlagen. Ich frage mich, ob die Mücke es schmecken wird, dass ich heute Abend ordentlich getrunken hab.

Ich gehe nach dem Vor-dem-Schlafen-Pieseln noch kurz zu meinem Laptop, google „Mückenstiche" und lese, dass Mücken eine Vorliebe für ältere Männer hätten, die ein, zwei Schnäpschen mögen.

Mücken und auch andere Insekten können ziemlich betrunken werden, jedoch nicht durch Blut, sondern hauptsächlich durch Alkoholschwaden.
Insekten werden also nicht betrunken, wenn sie Menschen stechen, die gern ein Gläschen heben. Insektenkenner denken,-aber wissen es nicht sicher-, dass Medikamente, Drogen oder Viren in unserem Blut tatsächlich Einfluss auf die stechenden Insekten haben.

Wissenschaftler meinen, dass sie dafür zu wenig Blut abbekämen. Mich beruhigt das nicht. Erinnere mich noch allzugut, wie krank ich war, als ich nur eine leichte Form von Malaria hatte.

Die Mücke sitzt noch immer auf dem Lampenschirm.
Ich mache den Fernseher und das Licht aus, ziehe das Laken bis über den Kopf, lasse aber eine Pobacke zum Verzehr frei und flüstere:
„Prost!"



Herman van Veen (66) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.