Herman van Veen
SH am Sonntag |
Kumuluswolken
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14 aug 2011 |
Als ob sie den Atem anhielten / so still stehen die Bäume/Kein Hauch bewegt ein Blatt oder kitzelt eine Nadel./Wo ist der Wind? / Wo wartet er? / Hat er sich in einer Schlucht hinter den Bergen versteckt? / Lugt er hinter dem Horizont unsichtbar übers Meer? / Wie spät, wann, warum erhebt er sich? Ist er dann böse oder glücklich, deprimiert, oder wird er tosen? /1 n der Ferne iaht ein Esel./Auf meinem Oberarm landet zwischen drei Windpockennarben eine Hornisse, so eine graue, mit so großen Science-Fiction-Augen und sticht mich hinterlistig. / So schnell konnte ich meinen Bleistift nicht auf den Tisch legen, um sie mit meinem Handrücken mit einer Rückhand zu verjagen. / Drei bleiche Geier kreisen hoch über meinem Kopf auf der Suche nach etwas Mensch oder Tier, an dem noch etwas Fleisch herumhängt. Der Wind erhebt sich. Kumulus-Wolken rollen wie weiße Reiter aus den Bergen heran. Alles wird grau, hermetisch. Gedonner hallt nun entlang der Felsen. / Große Tropfen spritzen in meinen trockenen Weißwein, auf den Tisch und auf meinen kahlen Kopf. / Ich flüchte nach drinnen und beobachte von der Küche aus, durch die Jalousien, den sommerlichen Wolkenbruch, der, so schnell wie er kam, auch wieder verschwindet. / Ich gehe in meinen Slippern die Terrasse hinauf zum gewaschenen Garten./Nicht eine Wolke am Himmel. /Die Bäume stehen wieder still, so still wie zu Beginn dieser Zeilen. / Das Telefon leuchtet auf. / Als ich abnehme, weiß ich sicher: Der Urlaub ist vorbei. Herman van Veen (66) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter. Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag. |