Herman van Veen
SH am Sonntag

Nur noch vier


13 maart 2011

Unser Sohn wird in diesem Sommer heiraten, eine Frau, die auch Schildkröten sehr liebt. Sie hat ein paar, die sie umhegt wie wir unsere Katzen. Ich kannte einst eine Frau in Wien, die ein Auffangheim für Schildkröten hatte. Bemerkenswert dabei ist, wie viele Schildkröten da in Wien aufgefangen worden sein müssen. Schildkröten oder Menschen, die sich mit Schildkröten befassen, kreuzen in letzter Zeit regelmäßig meinen Weg. So kommen sie beispielsweise auch in meinem jüngsten Alfred Jodocus Kwak-Buch und in einem Musiktheater-Abenteuer vor, welches wir gerade proben. Restaurantbesitzer und Berufsverbrecher Dolf de Kraaij serviert in seinem McDolf Establishment vor allem Küken und Eier - frisch aus dem Nest. Er ist also hoch erfreut, als er erfährt, dass Alfred's Frau Winnie Wana schwanger ist. Und in noch größere Verzückung gerät er, als er erfährt, dass im Heimatland von Winnie, Schildkröten leben, die gut hundert Eier auf einmal legen.

Las gestern in der Zeitung, dass es die meisten Schildkröten schwer haben, besonders die RafetusSwinhoei, eine Riesenschildkröte, die an den Stranden und im Hoan-Kiem-See in Vietnam lebt. Von dieser als heilig empfundenen Schildkröte leben nur noch vier auf der Welt.

Bei uns auf dem Dachboden steht eine alte Schale, die aus einem Schildkrötenpanzer gefertigt wurde. Bekam sie einst von einem Priester von den Philippinen. Ich muss nun irgendwie zusehen, diesen Rückendeckel loszuwerden, bevor die Frau, die mein Sohn heiraten wird, ihn findet, wenn sie mit ihm auf Suche nach der Wiege ihres künftigen Gatten geht.



Herman van Veen (65) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.