Wolfram Porr schreef 11 november 1999 in de Munchner Merkur



Philantrop van Veen: 54, Sänger, unbeschreiblich



Der Pierrot, der die unmöglichsten Kunststücke vollführt, der einen dreifachen Salto mortale auf dem Hochseil schlägt und auf dem Kleinen-Finger-Stand" landet, der sich in einem ge-füllten Bassin binnen zwei Minuten entfesselt und dabei gleichzeitig das ganze Wasser austrinkt. Dieser Mann, ,,Zirkusclown, 86 Jahre, unbeschreiblich", er weint. Denn er kann nicht lesen.

Das Lachen bleibt einem im Halse stecken, wenn der Liedermacher, Sänger ünd Harlekin Herman van Veen eine seiner Figuren ansatzlos vom Komischen ins Tragische gleiten lässt. Darin ist der Holländet ein Meister.

Herman Van Veen ist irgendwo zwischen Kummer und Glück angekommen, so schreibt er es in einem Gedicht, das dem Konzert am Dienstagabend im Herkulessaal als Motto hätte dienen können. Er beschreibt darin, wie er dem ,,Rosenberg Trio" begegnet ist, das ihn und seine Band jetzt auf einer Welttournee begleitet. Und ,,Gypsy Swing" beschreibt er treffend die Art von Musik, mit der die Cousins Stochelo (Sologitarre), Nous'che (Rhythmusgitarre) und Nonnie Rosenberg (Kontrabass) das Publikum mitreissen: Mal zurückhaltend, mal virtuos und manchmal noch verstärkt durch die ebenso brillanten Edith Leerkes (Gitarre), Jann (Violine, Gesang) und Thomas Dirks (Bass).

Doch die Show konnten sie dem geborenen Komödianten Herman nicht stehlen. Der - 54, Sänger, unbeschreiblich - irritierte zwar mitunter auch, wenn er etwas zu naive Weisheiten verkündete (,,ich weiß, meine Lieder können keinen Krieg verhindern"). Doch er überzeugte gleichermassen mit seinem Charme, seinem Witz und eben seiner Fähigkeit, die Leute zum Lachen und (fast) zum Weinen zu bringen.

Noch immer hat der unverbesserliche Menschenfreund ein ,,zartliches Gefühl für jeden Menschen, wenn er nur vollkommen wehrlos lieben kann". Und er meint es wohl ehrlich, wenn er singt, was er als König seines Landes ändern würde: ,,Ich würde hoffentlich dem Volk den Glauben rauben, dass es ganz sinnlos ist, ans Gute noch zu glauben."



Wolfram Porr


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