Herman van Veen
SH am Sonntag

Zauber


9 jan. 2011

Buddha bricht auf, Jesus zieht die Nägel aus seinen Händen, Mohammed packt seine Koffer, die Post streikt, Busse fahren nicht, Vögel bleiben sitzen, wo sie sitzen, Schnecken eilen davon, kein Tropfen will zum Meer, der Wind legt sich, die Toten kriegen Juckreiz, .kein Hund auf der Straße, keine Katze im Sack, kein Tumor, der noch wächst, kein Clown, der weint, kein Pierrot, der trauert um das Verschwinden des Mondes, Orchester schweigen, Tänzer starren auf ihre Nägel, Lehrerin Jansen von der dritten Klasse beißt auf ihre Unterlippe, eine sterbende Oma setzt sich auf, ein Baby schreit nicht mehr, der Fußball liegt auf dem Punkt, die Schachfigur auf der Seite, der Fernseher rauscht, das Radio schweigt, kein Klingelton ruft, das Internet liegt flach, keine Brummfliege brummt, keine Grille zirpt. Das Känguru und das Kamel, der Elefant, die Mücke und der Esel im Stall stehen still, so still wie die Dinge.

„Opa,Opa!",
höre ich irgendwo in der Ferne.

„Opa, es schneit."

Ich muss eingeschlafen sein.



Herman van Veen (65) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.