Herman van Veen
SH am Sonntag
Von uns
6 nov 2011

Wir haben gerade zwei Nichten bei uns wohnen. Eine von fünf und eine von sieben. Sie ähneln meiner Frau wie ein Ei dem anderen und toben wie zwei Welpen durchs Haus. Fröhliche französische Stimmen erfüllen die Räume. Mit Ach und Krach breche ich mir mein Genick nicht von all dem umherliegenden Spielzeug. Durch jahrelanges Ausweichen der auf vollen Bühnen umherliegenden Pingpongbälle, bin ich ein äußerst bedachtsamer Umherwandler geworden.

.„Warum ist das Pferd so groß?", fragt die Jüngste meine Frau. „Und ist ein Pony ein Baby?" Meine Frau erklärt, dass es große Pferdearten gibt und kleine. Das erinnert mich »an ein Gespräch, das ich einst mit unserem Sohn hatte.
„Papa, Robbie behauptet, dass alles von Gott ist", sagte der kleine Kerl.
..„Also auch dein Fahrrad."
„Das denke ich nicht!", antwortete ich.
„Von wem ist dein Fahrrad dann?"
„Äh ...." Ich musste unerwartet tief nachdenken. „Also weißt du ..., unsere Stühle sind von den Bäumen, unser Boden von der Erde, unser Atem ist von der Luft, was wir denken ist, so glaube ich, von uns selbst und mein Fahrrad ist von mir," Das wuss- te ich sicher.

Mein Sohn sah mich aufmerksam an. „Papa, und von wem ist dann Gott?" „Du bist ja gut in Fahrt, junger Mann!" Wieder war ich gezwungen, mein Gehirn zu durchsuchen. „Hm, Gott ist vielleicht eine Puppe, die sich die Menschen ausgedacht haben, um mit zu spielen", sagte ich, nachdem ich ganz zufällig zu der kleinen Statue da auf dem Kamin geschaut hatte.

Die Ältere der Nichten drückt auf eine Barbie-Babypuppe. Aus dem Kunststoff-Mund kommt ein Stimmchen, das sagt: „Oui. Oui. Oui."



Herman van Veen (66) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.