11 juni 2005 stond in de WAZ




WINDEKIND: Hommage an jüdische Dichterin


Auftragskomposition von Herman van Veen uraufgeführt


Es wurde bereits zu vielen Gelegenheiten an den 60. Jarestag des Kriegsendes erinnert. Zu diesem Datum hat auch der Liedermacher Herman van Veen einen neuen, ganz besonderen Liederabend geschaffen: "Windekind". WAZ-Mitarbeiter Markus Bruderreck hat ihn dazu befragt.

WAZ:
"Windekind" ist eine Hommage an die 1942 im Alter von 18 Jahren verstorbene jüdische Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger. Eines ihrer 57 Gedichte haben Sie aber nicht vertont.

VAN VEEN:
Man darf ja nicht so einfach Musik auf bestehende Texte schreiben. Die Rechte sind verkauft worden. Aber ich habe da überhaupt kein großes Problem gesehen, denn unsere Idee war es sowieso, Spiegelgedichte zu schreiben, Antworten auf Selmas Zeilen und Verse. Ich habe mich gefragt: Was hätte sie noch geschrieben, wenn sie weitergelebt hätte? Und was können wir daraus lernen? Das vermitteln wir in "Windekind" in einer Märchenform. Ab und zu springe ich an bestimmten "Kontaktpunkten" aus der Geschichte heraus, um zu erklären, was sie nicht erleben konnte.

WAZ:
War "Windekind" eine neue Erfahrung für sie?

VAN VEEN:
Das war zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich - wie hier von der Philharmonie - einen Auftrag bekommen habe für ein Stück. Und das war vor allem auch spannend, weil zum ersten Mal eine Vorstellung nicht von mir handelt. Hier bin ich nur ein Instrument im Dienst einer Aussage, die ich für unwahrscheinlich wichtig halte. Vielleicht hilft Selma Meerbaum-Eisinger uns dabei, dass eine Apokalypse wie der Krieg und der Holocaust nie wieder vorkommen. Zur Uraufführung waren auch überraschen Verwandte Selmas aus den USA angereist. Die kennen natürlich die Texte und die Geschichte. Ich fand es grandios, das sie da waren und wir ihnen einen unvergesslichen Abend bereiten konnten. Man singt für einen Menschen. Und wenn der das schön findet, hast du eine Zukunft.



Aufführungen heute und morgen Abend um 20 Uhr in der Philharmonie. Karten: 8122220.


WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG WAZ; 11.06.2005