ERIC WILLEMS schreef 11 mei in de Süddeutsche Zeitung

Ente gut, alles gut



Süddeutsche Zeitung – 11. Mai 2002 Herman van Veen gastiert mit seinem Kinderprogramm "Lachen verboten" in Düsseldorf

Von ERIC WILLEMS

Düsseldorf
Man könnte dem Mann Vieles vorwerfen: Dass er zum Beispiel ein träumerischer Weltverbesserer ist, dessen buntes, herzerwärmendes Universum nach Ende des Programms, also sobald man wieder auf die Straße steht, sich jäh abkühlt und verblasst. Aber man kann sich auch auf ihn einlassen. Denn Herman van Veen bewegt sich zwar oft am Abgrund zur Peinlichkeit, hält aber stets mit Selbstironie die Balance, die ihn vor dem Sturz ins Banale bewahrt. Er ist ein Poet, mal tiefsinnig, mal lakonisch. Er ist ein harmloser Clown, der sich in schmerzlich-grotesken Gefilden bewegt. Vor allem aber ist der 56-jährige Holländer ein charismatischer Unterhalter, der sehr genau weiß: Die Show bin ich! Noch bis zum 18. Mai gastiert van Veen mit "Lachen verboten" in Düsseldorfer Savoy-Theater. Zusammen mit Musikern und Tänzern spielt, singt und erzählt er in diesem für Kinder gedachten Programm eine Episode aus dem Leben seiner Comic-Ente Alfred Jodocus Kwak.

Allerdings: "In diesem Theater darf nicht gelacht werden," raunen die mit schwarzem Frack und Melone gekleideten Figuren den Besuchern mit holländischem Akzent im Eingang entgegen. Das Label auf ihren T-Shirts weist sie als "Lachpolizei" aus. Schließlich soll von Beginn an die Einbindung der Zuschauer und damit erhöhte Spannung gewährleistet sein.

So wird das Publikum, in der Mehrzahl Erwachsene, konsequent zu Mitleidenden, als Herman van Veen seine Wasserflasche über den ersten Reihen verteilt. Die Geschichte hierzu geht so: Herman van Veen ist der König van Groß Wasserland, Franz von Goldenfisch. Der hat ein striktes Lach-Verbot verhängt. Wer's trotzdem tut, wechselt augenblicklich das Geschlecht. Einer der Leidtragenden ist auch Alfred J. Kwak (Lilja Hermannsdóttir), der immer so gerne lacht, auch wenn seine gesamte Familie vor Jahren unter einen LKW geriet.

Kwak weiß: Um den König selbst zum Lachen zu bringen, helfen Witze nicht mehr. Zu sehr zweifelt der König an seiner Identität: "Hilf mir, zu mir selbst zu finden. Ich fühl immer mehr, dass ich mich verliere." Schließlich setzt Kwak ihn auf die Zeitmaschine, ein schwarzes Hollandrad, das Publikum und Bühne mit dem Rauch der Zukunft einnebelt, damit sich König selbst erkennt. Lachend kehrt er zurück, wird zur Frau und ist natürlich auch noch froh darum.

Botschaft angekommen! Die Show ist dramaturgisch perfekt gearbeitet und nicht nur interaktive Momente zwischen Publikum und Bühne richten sich gegen die Langeweile, van Veen setzt sein gut gemeintes Spiel gekonnt mit Traumsequenzen und Zeitlupeneffekten in Szene. Auch wenn er sich der Kinder zuliebe häufig wie ein Zirkusclown gebärdet, seine Gegenspieler hinter sich sucht oder sich als Onkel Herman auf die Bühne johlen lässt, blitzt oft genug ein ironisches Grinsen und damit die nötige Distanz auf, die sagt: Ich mache doch nur Spaß. Und im nächsten Moment greift er zur Geige, windet sich im ausgelassenen Spiel an seinen Musikern vorbei, holt die herbsten Töne aus seiner Brust und richtet alle Augen auf sich: "Der Tod hat uns am Zügel. Doch es gibt noch Musik, das Wort und Menschen. Und ich kann keinen weinen seh'n."