Herman van Veen
SH am Sonntag
Für immer
04-12-2011

Saß meinem Restaurant. Die Leute am Nachbartisch hatten Zoff. Der Mann schimpfte: „Bitch". Die Frau gab ihm unter dem Tisch einen Tritt, stand auf und verließ wütend das Restaurant.

Ich dachte an meine Eltern. Mein Vater und meine Mutter hatten, ich muss ungefähr zehn Jahre alt gewesen sein, Streit. Mein Vater; „Wenn du weiter so herumzeterst, bin ich weg, Schatz.Du kannst es dir aussuchen."

Meine Mutter: „Du und weg? Du kannst doch sowieso nicht ohne mich und nenn' doch lieber das Weib bei euch im Büro ,Schatz'."
Mein Vater stand wütend auf, nahm seine Bulette vom Teller und klatschte sie mit voller Wucht an das Bild mit Meeresblick am Rotterdamer Hafen. Die Bulette glitt über den Rahmen ins Goldfischglas. Pa stand auf, stampfte aus dem Zimmer, durch den Flur und schlug dann die Haustür mit großem Knall hinter sich zu.
Meine Mutter aß weiter, ganz so, als ob überhaupt nichts passiert wäre.
„Papa ist für immer weg!", sagten wir. „Er kommt jetzt nie mehr zurück..."
„Nein, Unfug", antwortete meine Mutter.
„Und woher willst du das wissen?"
„Ach Kinder, er ist doch auf seinen Socken losgezogen."



Herman van Veen (66) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.