Christian Rost schrieb am 11.04.02 in der Süddeutschen Zeitung

Eine Blume im Haarkranz

Herman van Veen singt und bittet zur Leberterrine



Ein richtiger Bauernhof mit Kühen und Hasen! Und Pfauen, die Räder schlagen - so lebt Herman van Veen. Ein buntes Zuhause hat sich der niederländische Song-Erzähler geschaffen. Doch wenn er seinem Beruf nachgeht, scheint alles nur noch Schwarz-Weiß. Der "Erman", wie der Beleuchter seinen Chef im schönsten Frau-Antje-Holländisch nennt, lasse allenfalls einen Tupfer Rot auf der Bühne zu. Also Schwarz und Weiß und eine rote Clownsnase. Oder eine fußballgroße rote Blume im Haarkranz, wie an diesem Mittwoch im Deutschen Theater.

Van Veen gibt sein heftig beklatschtes Programm "Was ich dir singen wollte". Drei Stunden Schwarz-Weiß, bis handverlesene Gäste die Bühne zum Fototermin betreten, um mit ihrer Garderobe Akzente zu setzen. Und mit feuchten Augen in die Presse-Blöcke zu diktieren: "Das war sooo schön" (Autorin Amelie Fried). Auch Schauspieler Peter Fricke gibt sich ergriffen. In dem 57 Jahre alten Van Veen sieht er einen "weisen Menschen, der ein Kind geblieben ist". Das mag diesem Menschen gefallen, der nicht viel Schminke für ein trauriges Clownsgesicht benötigt und Sprüche schätzt wie jenen von Samuel Beckett: "Wenn du bis zum Hals in der Scheiße sitzt, kannst du nur mehr singen. "

Nach dem Auftritt, bei der Premieren-Feier im "Chez Philippe" am Glockenbach, fühlt sich der Künstler wie daheim. Er hat das weiße Hemd gegen ein gemütliches blaues getauscht und sitzt inmitten seiner jungen talentierten wie bezaubernden Musikerinnen vor Leberterrine, Geschnetzeltem und Schoko- Mousse. Den Fans versichert er, bald wiederzukommen. Obwohl seine Frau ihn gewarnt habe: "Dieses ständige Herumreisen. Wenn das so weitergeht, lasse ich mich scheiden." Sie werde ihm fehlen, sagt Van Veen dazu. Und der Bauernhof auch.




Christian Rost