TheaterWal

Bevor ich es vergesse

In den großen Konzerthallen und im stadtTheater: Herman van Veen mit Edith Leerkes

feb 2011

Herman van Veen und Edith Leerkes kehren zurück nach Wien und spielen ab 24. Juni wieder am stadtTheater walfischgasse! Seit vier Jahrzehnten tourt Herman van Veen mit seinem Ensemble durch die Welt und füllt die großen Konzertsäle. Von Zeit zu Zeit stellt er auch ein Programm zusammen, in dem er nur von seiner exzellenten „barfüßigen" Gitarristin Edith Leerkes begleitet wird, um auch in kleineren Theatern sein Publikum zu erreichen.


Dieses Programm heißt „Bevor ich es vergesse" und bringt Lieder über einige Frauen, den Regen, Maria Magdalena, Eltern, über Sucht und Falten, Töchter, Söhne und Enkelkinder, über Freundschaft, den Papst, Napoleon, die Gemeinheit des Wortes „illegal", über soeben, bald und die Ewigkeit und was das kostet.

Herman van Veen berührt jeden, der jemals mit ihm in Berührung gekommen ist. Er singt Lieder von der Liebe, ohne kitschig zu sein. Er bedient sich feiner Ironie, selbstironischer Heiterkeit und erzählt tragikomische Geschichten, die das Publikum in einen Zustand nachdenklicher Heiterkeit versetzen. Mit feinem Sprachwitz erzählt er, was er sieht und was er fühlt und scheut sich auch nicht, autobiografisch oder auch mal albern zu sein.

Am 23. Juni werden Herman van Veen und Edith Leerkes in Kooperation mit dem Haus der Musik auch eine Ausstellung zu den Werken der Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger präsentieren und eröffnen. Die Lyrikerin wurde 1942 mit ihrer Familie vom Czernowitzer Ghetto in das Arbeitslager Michailwka in der Ukraine deportiert, wo sie mit 18 Jahren an Flecktyphus starb. Sie hinterließ 57 Gedichte, die sie ihrer großen Liebe Lejser Fichman gewidmet hatte, der auf der Flucht nach Palästina ums Leben kam. Ihr Werk gilt heute als Weltliteratur und gehört zum großen literarischen Erbe der ausgelöschten deutsch-jüdischen Kultur der Bukowina.


Die Weisheit des Hofnarren


„Van Veen wird nicht müde, gegen die Ungerechtigkeiten der Welt anzusingen wid auch die eigenen menschlichen Unzuläng lichkeiten augenzwinkernd zu beklagen. ,Sag keine lieben Sachen an meinem Grab, sag sie jetzt!', heißt es da, und van Veen kommt auch immer wieder ins Philosophieren, musikalisch begleitet mal lyrisch (sogar ein „Ave Maria" im Knabensopran wird angestimmt) oder eher kräftig und kämpferisch. ,Sind wir Opfer des Schweigens unserer Eltern und verantwortlich für die Unwissenheit unserer Kinder?' fragt der Sohn und Vater zwischendurch, um dann auszurufen: ,Sing mit mir, schweig mit mir, spring mit mir, tanz mit mir, kämpf mit mir - tu es jetzt!' Das Publikum ist nahe daran, aufzuspringen und mitzutanzen, belässt es dann aber bei einem stürmischen Beifall." (Die Berliner Literaturkritik)

„Die Umstände sind oft miserabel, ja sogar ,zum Kotzen' - es wird still, als van Veen diese Erkenntnis ganz sachlich ausspricht -, aber man solle doch das Gute nicht aus dem Auge verlieren. Den Schrebergarten seines Vaters zum Beispiel, der ,zwar nur 80 mal 100 Meter breit, dafür aber endlos hoch ist'. Langsam begreift man, woher die Zeichentrickente Alfred Jodocus Kwak ihren Optimismus bezieht. Was Herman van Veen anfängt, ist von einer subtilen Nachdenklichkeit durchzogen, ohne allzu melancholisch und sehnsüchtig zu sein." (Berliner Zeitung)