Herman van Veen
SH am Sonntag |
in diesem zimmer
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28 maart 2010 |
Denke an Jacques Brei, / an das, was von ihm übrig ist. / Ein paar Knochen im Sand, / seine Stimme in meiner Seele. /Während ich auch / an mein kleines, / nun großes Mädchen denke, / das einst neben ihrem Fahrrad / durch den Schnee nach Hause stapfte. In diesem Zimmer, / mit dem frisch bezogenen Bett. / Ein Stückchen weiter / spielt jemand Klavier / bei geöffnetem Fenster. Denke an eine Terrasse am Meer, / einige weiße Blumen in einer Vase. / Höre den Verkehr, / ein Flugzeug in der Luft, / während ich auch / an meinen Opa denke, / der die Asche seiner Zigarre / auf seinen Schoß fallen ließ. In diesem Zimmer /mit dem frisch bezogenen Bett. / Ein Stückchen weiter / spielt jemand Klavier / bei geöffnetem Fenster. Das Mädchen mit dem Kopftuch, / das die Zimmer putzt, / räuspert sich. / Die Heizung klopft. / EineTaube kackt aufs Fensterbrett, / während ich denke, / dass ich nicht vergessen darf, / Zahnpasta zu kaufen / und ein neues Uhrenarmband. In diesem Zimmer/mit dem frisch bezogenen Bett. / Ein Stückchen weiter / spielt jemand Klavier/bei geöffnetem Fenster. Während ich daran denke, /wie die katholische Familie/nun eine andere Dimension erfahren hat. Beinahe zweitausend Jahre / herrschte in der Kirche die Auffassung, / dass die Gläubigen auf der Erde / mit den Heiligen im Himmel / und den Seelen, die sich noch in Läuterung befinden, / untereinander verbunden sind. / Das Band ist das Gebet. / Es reicht jetzt nicht aus, nur um Vergebung zu bitten, /jetzt, wo wir wissen, / dass viele Priester nicht wie Heilige gelebt haben. / Die vollständige Offenbarung der/Geschehnisse ist unerlässlich, / und die Schuldigen müssen nicht nur vor Gott / sondern vor allem vor den Opfern Büßetun. Jemand / macht das Fenster zu. Herman van Veen (65) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter. Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag. |