Lippische Landes-Zeitung
ANDRé GALLISCH

Das Leben ist ein Wunder

26 juli 2010

"Nächte der Poesie": Lesung mit Musik zu Texten von Herman van Veen


"Vom Winde verweht" könnte als Überschrift über den "Nächten der Poesie" stehen. Denn der "Groene Plaats" erwies sich angesichts der Abendwitterung als Schauplatz doch etwas zugig.


Blomberg. Die Mitarbeiter der AG Kultur von Blomberg Marketing verlegten die Herman-van-Veen-Lesung mit der Schauspielerin Anna Dramski am Samstag kurzfristig in den Martiniturm. Blumen in der Dekoration und ausgeklügelte Lichttechnik tauchten den Innenraum dann auch in eine passende Atmosphäre. Bewusst startete Schauspielerin Anna Dramski ihre Lesung mit dem Text "Freude" des niederländischen Musikers und Poeten. Denn darin geht es unter anderem auch um rote und gelbe Blumen.

Was könnte besser zu den "Nächten der Poesie" passen - sind sie doch Teil des Programms von "Nelke küsst Tulpe".

Zwischen den Texten, sogar inmitten verschiedener Absätze unterstrich das gefühlvolle Spiel von Volkwin Müller und Mike Turnbull die Wirkung von Wort und Licht musikalisch. Dabei beschränkten sich die Musiker nicht allein auf Lieder von Herman van Veen: Überzeugend fand das Duo auch andere musikalische Leckerbissen, die sich dem gelesenen Wort anpassten. Grandios schmolz Volkwin Müller bekannte Police-Hits wie "Message in a Bottle" oder "Every Breath you take" in eigener Interpretation zwischen die Zeilen eines Van-Veen-Textes über den Besuch eines Sting-Konzerts ein.

Derweil brachte Anna Dramski die detaillierten Betrachtungen des Niederländers auf das Alltagsgeschehen zu Gehör. Genial, wie van Veen in seiner humorvollen Beschreibung des Anreise-Staus zum Konzert bittere Wahrheiten zum Beispiel über Energiepreise und Bordcomputer ausdrückt.

Nachdenklich stimmte, vielleicht auch durch die zeitliche Nähe zur gerade beendeten Fußball-WM, die Betrachtung Herman van Veens von der Spitze Südafrikas. Kritik an Rassismus, Sklaverei, aber auch am übertriebenen Tourismus verbinden sich hier mit bildgewaltiger Schilderung einer faszinierenden Landschaft. Und der Zuhörer kann dem finalen Satz Herman van Veens nur zustimmen: "Ich stelle immer wieder fest, das Leben ist ein Wunder."



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