Süddeutsche Zeitung
DIRK WAGNER

Schwanengesang eines Clowns
Herman van Veen im Deutschen Theater

26 februari 2010

Ums Sterben kommt er nicht herum, heißt es in "Laat me" von Ramses Shaffy. In der Zugabe widmet Herman van Veen dieses Lied dem im Dezember verstorbenen niederländischen Chansonnier und schließt damit seinen Schwanengesang im Deutschen Theater, das mit dem verträumten Blick eines Clowns das Leben noch einmal resümiert. "Wenn es nicht regnet, dann fängt es an zu regnen", beschreibt van Veen die Tristesse in Amsterdam, in die er seit 45 Jahren allerlei Farbkleckse zu tröpfeln wusste mit seiner Clownerie und seiner Musik.


Unterstützt wurde er dabei stets von Erik van der Wurff, der ihn auch heute wieder auf dem Konzertflügel begleitet. Manchmal genügt auch das virtuose Gitarrenspiel von Edith Leerkes, über welches van Veen imposant seinen Bariton schmettert. Dann wieder duelliert er sich geigend mit seinen beiden Violinistinnen und verwandelt den Geigenbogen in einen Degen. Alte Hits wie "Anne" oder das onomatopoetische "Harlekijnlied" tauchen nur selten im neuen Programm auf, das sich hauptsächlich auf das jüngste Album "Im Augenblick" stützt. Umso bemerkenswerter ist es, wie vertraut van Veen seinem Publikum auch mit den neuen Songs ist, die mal sozialkritisch mahnend den Finger heben, mal zärtlich tröstend die Hand auflegen und altersweise die Banalität des Lebens beleuchten: "Alles ist ganz einfach, und zwar sehr."

Wie er so über die Bühne tänzelt, Grimassen zieht und sich eine weiße Unterhose über den Kopf zieht, möchte man ihm das trotz der Altersschwächen glauben, die er pointiert andeutet und thematisiert. Schließlich handelt das Programm vom Altern und Sterben: "Dass du alt bist und dement, vergisst du." Am Ende nimmt van Veen eine Rose entgegen und teilt sie, Blütenblatt um Blütenblatt, mit seiner Band, bevor er sich das letzte Blütenblatt auf die Nase pappt, so dass sie leuchtet wie eine rote Clownsnase. Damit verschwindet er ins Publikum.