Kurier (O)
WERNER ROSENBERGER
Kino aus visualisierten Gedanken 24 maart 2010

Jongleur mit Worten: Mit „Im Augenblick" ist der holländische Entertainer Herman van Veen im April auf Österreich-Tournee.


" Rede ich mit Gott, heißt es Gebet. Wenn Gott mit mir spricht, wieso heißt das dann Psychose?"
Herman van Veen, gerade 65 Jahre jung, ist wie eh und je: lustig, verrückt, abgründig, geistreich, anarchisch und rätselhaft.

Melancholiker Entlarvend wirken seine Texte, aber nie pessimistisch. „Ich bin ein realistischer Optimist", sagt der holländische Entertainer und geistige Vater der Ente Alfred Jodocus Kwak. „Ich bin ein Clown, der singt, tanzt und auch Musik spielt. Manchmal der stumme August und manchmal der weise Mann."

In ihm erkenne er „die Weisheit des Hofnarren" und zugleich „die Brutalität des Moralisten", sagte der Sänger Georges Moustaki über van Veen. Der ist mit „Im Augenblick" im April auf Österreich-Tournee und steht mit beiden Beinen wieder fest in den Wolken. Dabei ist er einer von nebenan, kein Star: „Mit mir soll sich niemand identifizieren, eher mit meinen Gedanken." Clown will er sein, mit dem man lachen soll; keiner, über den man lacht.

„Im Augenblick" ist - wie die gleichnamige CD mit Lied-Preziosen wie „Amsterdam" und „Gott ist der Wind" - keine leichte Unterhaltung. oder etwas für Schmusestunden, sondern vielmehr an alle gerichtet, die wissen, dass auch Urbequemes glücklich machen kann, wenn es ausgesprochen oder besungen wird.

Immer mit sanften Tönen. „Bei uns explodiert die Stille", sagte der Vielseitige, dessen Autobiografie „Bevor ich es vergesse" dieser Tage erscheint, schon vor Jahren.
Und was ist das für ein Gefühl auf der Bühne? „Du gehst raus, und du spurst den Wind, so als ob du nackt aus der Dusche trittst", sagt- van Veen. Seine Shows seien „Kino aus Gedanken", die er visualisiere.

Dass bei ihm zu Hause ein Geert Wilders mit muslimfeindlichen Parolen Politik macht, sei traurig, aber kein niederländisches Phänomen. „Vielerorts in Europa haben Menschen Angst vor der Zukunft. Dann noch die Geschichte mit den Banken, die Gesellschaft ist beunruhigt", sagt van Veen. „Schade, dass Politiker nicht entschlossener auf die Probleme reagieren."