Herman van Veen
SH am Sonntag
Damals...
24 januari 2010

Es ist nicht schwer, die Geschichte vorherzusehen.

Vor einem Menschenleben wurde der große Krieg verloren und gewonnen.

Seither herrschte beinahe überall Frieden und es entstand, mit einigen Ausnahmen, allerorts ein demokratisches System. Arme Menschen aus warmen Ländern flüchteten in Massen in die neuen, reichen Länder und waren willkommen.

Wie es genau passiert ist, weiß eigentlich niemand.
Über Nacht brach der Welthandel zusammen.
Millionen Menschen wurden arbeitslos.
Es enstanden Bewegungen, die enttäuschte und wütende Bürger vertraten.
Wieder andere Gruppierungen fauchten, mailten und fluchten ihre digitale Empörung ins WorIdWideWeb.
Religiöse Fanatiker verkündeten Hölle und Verdammnis und steckten Häuser in Brand.
Verzweifelte Seelen sind gefährlich. Die Flüchtlinge bekamen die Schuld. Wütende Leute erhoben sich, Männer, die wussten, so behaupteten sie jedenfalls, wie man damit Herr werden könne.

„Sprichst du meine Sprache nicht, dann verschwinde von hier!
Glaubst du nicht an meinen Gott dann sieh dich vor!
Trägst du nicht das, was mir gefällt, dann bezahlst du dafür."

Und viele von denen, die das Sagen hatten, dachten:
„Ach, lasst die Leute nur machen und brüllen, was sie wollen, das wird von selbst wieder vorüber gehen."

Denn sie glaubten nicht an das, was vor gerade mal einem Menschenleben geschah, damals 1910 und 1933.



Herman van Veen (64) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.