Schweriner Volkszeitung

"Ein Clown lächelt nicht"

22 mei 2010

Der Liedermacher Herman van Veen wurde von man chen auch die „mobile Zirkuskirche" genannt. Er hat zuerst auf Märkten, Plätzen, in Kneipen oder Kirchen gesungen, und schließlich auch in der New Yorker Carnegie Hall.


Der moderne Troubadour, ein Multitalent in verschiedenen Kunstsparten, erzählt davon in seiner jetzt erschie- nenen Autobiografie „Bevor ich es vergesse" (Aufbau Verlag). Ganz nebenbei zieht der heute 65-Jährige auch ein Fazit als Umherreisender: „Von allen Ländern, in denen wir spielten, finde ich Frankreich am leichtesten. Die Menschen kommen in erster Linie, um zu genießen, viel weniger, um etwas zu finden... Nirgends verdient man so wenig mit so viel Spaß."

Es ist auch ein melancholisches Resümee eines Liedermacherlebens voller „religiöser Poesie", wie es einer seiner Kollegen einmal ausdrückte, eines Mannes, der weiß, „dass ich mein Leben lang Unsinn erzählt habe im Theater" und der dennoch stets darüber nachdachte, „was der Sinn des Unsinns ist".
Van Veen, der sich seit Jahr und Tag auch als Unicef-Botschafter für die Kinder in aller Welt einsetzt, ver schweigt auch nicht, zwischendurch mal sein seelisches Gleichgewicht vericen zu haben. „Das ist übrigens nicht ungesund. Es ist für jeden Künstler gut, ein mal total danebenzuliegen. Und der „Hausmeister in Museum der Gefühle" weil auch, dass Clowns eigentlich nie wirklich lächeln.
Der im holländischen Utrecht geborene van Veen erzählt ausführlich von seiner Kindheit und Schule, seinein frühen Vorlieben für Beatles, Stones, Frank Zappa und vor allem Bob Dylan. Erberichte von seinen künstlerischen Anfängen Mitte der 60er-Jahre mit dem „Cabaret Chantant Harlekjn", seinem Durchbruch 1973 mit der LP „Ich hab' ein zärtliches Gefühl" und von den Erlebnissen auf seinen zahlreichen Tourneen. Er schildert Begegnungen mit Künstlern wie Shirley MacLaine und anderen.

und van Veen philosophiert sehr viel über das Leben an sich, Gott und die Welt und sein eigenes Tun darin („Was macht ein Komödiant mit seiner Einsamkeit?"). All seine Erlebnisse von früher Kindheit an wurden dem Liedermacher zum künstlerischen Material. Das sei „kein Verarbeiten von Nostalgie und Trauer - Blödsinn". Es gebe eben Menschen, die alles genau beobachten und alles aufschreiben, festhalten, und manche machen auch Lieder dazu.

Van Veen, der nach einem Vergleich einer rechtsgerichteten populistischen Partei in den Niederlanden mit den Nazis zahlreiche Drohbriefe erhalten hat, sei einer der ersten gewesen, „der die Sprach losigkeit zwischen Holländern und Deutschen" überwunden habe, heißt es im Klappentext des Buches. Der Autor erinnert sich an seinen Deutschlehrer, der 1958, als nach den Schrecken der deutschen Besatzung noch niemand etwas von den Deutschen wissen wollte, ihm Goethes „Erlkönig" nahegebracht habe.

Es ist eine nachdenkliche Autobiografie, weniger mit Anekdoten gespickt als üblich. Sie endet mit den Worten „Fortsetzung folgt".