Herman van Veen
SH am Sonntag
König Fussball
21 feb 2010

Die besten Spieler aus allen Staaten und Königreichen kommen in diesem Frühsommer in das afrikanische Land, um um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Slums entlang der Straßen sollen abgerissen werden, da das, so lese ich es in der Zeitung, kein Anblick sei und ja auch logisch war. Fresser und Schläfer nennen sie die unzähligen Seelen, die da unterschlüpfen in oft nicht mehr oder weniger als Kartons, die Nutzlosen in den Augen derer, für die es lediglich um Gewinn geht. Darum müssen sie zu Hunderttausenden sterben. Krankheiten, Hunger, Mord, so war es, so ist es noch immer.

Farbige, Afrikaans sprechende Männer in Uniformen kamen mitTotschlägern und ohne Pardon. Wie Hyänen mitten in der Nacht. Und wer versuchte, seine Habseligkeiten noch aus dem Haus zu holen, den haben sie erschossen. Die Kinder schrien, Frauen weinten, so lese ich es in der Zeitung.

Ich frage mich, kann man in einem solchen Land, in dem tagtäglich noch gut 900 Menschen allein an Aids sterben, so ein Fußballfest feiern? Spielen um das goldene Kalb, gewinnen um jeden Preis, während drumherum Kummer um den Verlust herrscht?



Herman van Veen (64) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.