Unser Lübeck
Majka Gerke

Publikum in der MuK

19 maart 2010

Üblicherweise beginnt ein Konzert mit dem ersten Lied des jeweiligen Künstlers. Am Mittwochabend in der MuK drehte das Publikum den Spieß einfach um und empfing Herman van Veen mit einem donnernden Geburtstagsständchen. Zwei Tage vorher feierte er nämlich seinen 65. Geburtstag. "Gut gesungen", war sein knapper Kommentar zum Gunstbeweis seiner Fans. Seine Musiker nahmen ihre Plätze auf der Bühne ein und los ging ein Abend voller magischer Momente, clownesquer Elemente, poetischer Lieder und jeder Menge Ping-Pong Bälle.


Wie immer dabei der langjährige Weggefährte Erik van der Wurff am Klavier, der seit 45 Jahren mit Herman van Veen zusammen Musik macht. Wie ein altes Ehepaar tanzten sie gemeinsam über die Bühne. Auch die anderen Musiker begleiten Herman van Veen schon ein ganzes Stück auf seinem Weg. So zum Bespiel die hervorragende Gitarristin Edith Leerkes, deren raue, dunkle Stimme immer mal wieder zu hören war und dabei leicht spanisch anmutende Töne anklingen ließ. Jannemien Cnossen und Dorit Oitzinger spielten beide nicht nur auf der Geige, sondern sangen mit ihren so unterschiedlichen Stimmen im Hintergrund mit. Während der Show gab es immer wieder Momente, bei denen die MusikerInnen ihre ganze musikalische Bandbreite zeigen konnten und Herman van Veen in den Hintergrund trat.

Das Programm, mit dem Herman van Veen momentan durch Europa reist, heißt Im Augenblick und bietet die Vielfalt und den Mix, mit denen er seit Jahrzehnten jede große Halle füllt. Und genau diese Mischung zieht das Publikum an. So erzählt er, wie er als Kind in der Weihnachtsmesse das Ave Maria singen durfte (er kann es immer noch, nur die hohen Töne kriegt er nicht mehr hin) oder liest einen alten Brief seines damals neunjährigen Sohns vor: "Ihr seid doof, ich zieh zu Oma. Bis gleich." Seine Songtexte sind immer sehr feinsinnig-poetisch, wortverspielt und bringen den Zuhörer entweder zum Schmunzeln (Amsterdam) oder regen ihn zum Nachdenken an (Was kann ich für dich tun).

Das Lübecker Publikum, das offensichtlich mit ihm gealtert ist, begeisterte sich für alles, was Herman van Veen darbot. Sie klatschten enthusiastisch nach jedem Lied, lachten über seine Slapstick-Einlagen, ließen sich mit Wasser begießen und mit Glitter bewerfen. Sie machten auf Kommando Regen und Gewitter nach und sangen am Schluss gemeinsam mit ihm über das Vergessen. Und sie sahen über manche Länge hinweg, so zum Beispiel als Herman van Veen ohne Mikrofon eine nur schwer verständliche Geschichte über einen kleinen Musiker erzählte.

Es war ihnen egal, sie feierten ihren Helden aus Jugendzeiten und wollten ihn gar nicht mehr von der Bühne lassen. Und van Veen spielte und sang mit Leidenschaft für sie, unterstützte die Musiker, indem er selbst zur Geige griff. Oder er spielte Gitarre, Klavier oder Mundharmonika. Sogar eine imaginäre Panflöte erklang.

Welches Instrument er auch spielte, immer wurde es mit Leidenschaft geführt und sein Gesang erfüllte die MuK teilweise mit soviel Gefühl, dass man es fast mit Händen greifen konnte. Hoffentlich kommt er bald wieder, dieser große Clown mit seinen schönen Texten und verstreut seinen Glitter in der MuK.



Majka Gerke