Lippische Landes-Zeitung

Eine unvergessliche Zeit.

december 2010

Werden Sie beim Konzert in Detmold Ausschnitte aus "Op een dag in september" spielen?
Herman van Veen: Nein, ich werde für den Abend tagebuchartig etwas zusammenstellen, so wie ich das immer mache. Es könnte allerdings auf sprachlicher Ebene Schwierigkeiten geben. Jetzt gerade bin ich in Belgien auf Tournee und spreche natürlich Flämisch. Das wird noch spannend.

Eigentlich wollten Sie mit dem Auftritt in Detmold ja die DVD zum Musical präsentieren. Das klappt jetzt aber nicht, habe ich gehört.
Herman van Veen: Die DVD ist leider nicht fertig geworden, wir hatten technische Probleme. Jetzt erscheint sie erst im März, und dann werden wir sie in Detmold in einem kinoartigen Ambiente vorstellen. Wir wollten das Konzert aber nicht absagen - jetzt kommen wir halt zweimal.

Was genau ist auf der DVD zu sehen?
Herman van Veen: Wir haben bei den Aufführungen auf der Waldbühne im Sommer 2009 natürlich Mitschnitte gemacht, von fünf Kamerapositionen aus. Der Mitschnitt allein reicht aber natürlich nicht. Es soll ja auch kein Kino werden, es ist eigentlich ein ganz neues Format: Theater im Fernsehen. Da gelten ganz andere Gesetze: Auf einmal will man als Zuschauer viel mehr über die Hauptpersonen wissen, als wenn sie auf der Bühne stehen. Wir haben also versucht, das Ganze in eine andere Dramaturgie zu bringen, mit Überleitungen, mit historischen Aufnahmen - aber man sieht natürlich auch das Spiel auf der Waldbühne.

Die einmalige Stimmung kann man aber wahrscheinlich nicht besonders gut vermitteln, oder?
Herman van Veen: Das ist schwierig. Genau wie die Sache mit dem Sauerstoff. Daran erinnere ich mich besonders gut: Ich stand mitten im Wald, und wenn ich Atem holte, bekam ich so viel Sauerstoff, dass ich fast in die Luft ging. Ich war nie müde nach einem Konzert. Zu Anfang war noch halb Tageslicht, dann wurde es nach und nach dunkel - ein bisschen wie beim Bach'schen Kontrapunkt. Ein paar Vögel sangen, die Leute schauten so konzentriert zu. Das war einfach "riesenschön".

Was sind sonst Ihre nachhaltigsten Erinnerungen an diesen Sommer? Das war ja für Sie eine sehr intensive Zeit...
Herman van Veen: Wichtig ist dieses spannende Stück Geschichte, das wir zu erklären versucht haben, ohne dass es uns lähmt. Wir wollten das Denkmal so positionieren, dass es uns erinnert an etwas, dass wir nicht mehr wollen - ohne dass es uns in unserer Initiative frustriert. Auf der Waldbühne ging das gut: Die Zuschauer sahen ihm Hintergrund diesen großen Mann - und davor einen kleinen Mann auf der Bühne. Auch das funktioniert im Film so nicht, da muss man das ganz anders lösen.

Haben die Mitglieder des internationalen Ensembles denn eigentlich noch Kontakt untereinander?
Herman van Veen: Ja, und wie! Mein Sohn hat sich bei der Arbeit verliebt in eine der Frauen aus dem Ensemble. Die habe ich jetzt zu Hause, sie sagt Papa zu mir! Aber auch sonst machen einige Mitglieder aus dem Ensemble inzwischen in unseren anderen Produktionen mit. Es sind lange Beziehungen und tolle Freundschaften entstanden. Das war einfach eine unvergessliche Zeit.

Haben Sie eigentlich noch weitere Pläne für "Op een dag in september"?
Herman van Veen: Wir hoffen natürlich, dass wir es noch mal auf der Waldbühne spielen können. Das ist aber aufwändig und teuer und hängt auch immer ein bisschen von der politischen Lage ab. Außerdem möchte ich die Geschichte gerne als Buch herausgeben - und ein Gesellschaftsspiel könnte ich mir auch gut vorstellen. Aber jetzt muss erst einmal die DVD fertig werden.



Bron: Lippische Landes-Zeitung