Herman van Veen
SH am Sonntag

Das ist doch ...


17 okt2010

Sitze im Wartezimmer eines kleinen Krankenhauses am Stadtrand von Paris. Meine Frau hat sich unglücklicherweise in den Finger geschnitten, und muss deshalb die Schnittwunde nähen lassen.

Als der Arzt sein Sprechzimmer öffnet, um sie zu begrüßen, überschlägt sich beinahe mein Herz. Der Arzt glich meinem längst verstorbenen Onkel Frans wie ein Ei dem anderen.

Dieselben stechenden, lachenden Augen, Schnurrbart, Mund, Haar, Haltung. Ich schaue ihn perplex an, unsere Blicke kreuzen sich, er lächelt und verschwindet mit meiner Frau in seinem Sprechzimmer.

Manchmal passiert es, dass man jemanden sieht und denkt: „Verdammt, das ist doch die oder der." Habe einst im Foyer eines Hotels, ich glaube, es war in Mainz, einen Klon von meinem Großvater gesehen und mich echt zurückhalten müssen, um nicht zu ihm zu gehen und ihn zu fragen: „Opa, warum erkennst du mich nicht? Ich bin dein Enkelsohn das weißt du doch, Herman, von deinerTochter Alberdina."

Vor ca. 20 Jahren sah ich ein Double von Rod Stewart. Damals noch ein strammer Popsänger. Wir saßen nebeneinander in New York, im Frühstücksraum eines Hotels. Nach längerem Zögern ging eine Frau auf ihn zu. „Gott',' sagte sie, Sie ähneln so sehr..., ich komm nur nicht auf seinen Namen..." „Rod Stewart" sagte der Mann neben mir und ergänzte: „Ich höre das des Öfteren." „Zum Glück'; antwortete die Frau, „denn sonst wäre es blöd." Sie blieb noch kurz stehen und sagte dann mit einem Augenzwinkern, dass sie den Doppelgänger von Stewart deutlich attraktiver fände als das Original.

In diesem Augenblick kam der Ober zu dem Mann und sagte: „Herr Stewart, Ihre Frau wartet in der Hotelhalle."



Herman van Veen (65) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.