Kleineszeitung
Michael Tschida
Ewig junges "Veenomen" mit Herz und Hirn

Durch die Nacht mit Traumfänger HvV.
16 april 2010

GRAZ. Wenn die Tauben "rembrandtweiß scheißen", es Tischtennisbälle auf die Bühne schneit und ein Rosenblatt für die Clownnase reicht, dann ist Herman van Veen im Land.


Der Holländer, der sein Publikum schon bezauberte, "als Afghanistan noch Vietnam hieß", serviert heute eleganter denn je seine unübertreffliche Melange aus Charme, Witz und Tiefgang. Im ausverkauften Stephaniensaal führte der 65-Jährige die mit seiner Ewigkeitskarriere mitgewachsenen Fans als Traumfänger durch eine lange Nacht; Darin hätten stille Erinnerungen an Kinderopfer im KZ ebenso Platz wie Bach/Gounods "Ave Maria" mit ironischem Alteknabensopran oder augenzwinkemde Stammtisch-Haikus; "Ein Tag ohne Bier/ist wie/ein Tag ohne Wein."

Wie immer kongenial die Begleitband van Veens, darunter die in Hamburg lebende Grazerin Dorit Oitzinger. Seit dem Vorjahr mit auf Tour, zeigte die 29-Jährige mit keck-erotischem Bein- und Hüftschwung, dass sie nicht nur die Geige, sondern auch Schauspiel und Tanz aus dem Effeff beherrscht. "Schade, dass jetzt nicht erst 11 Uhr morgens ist", wünschte sich eine Zuhörerin nach drei Stunden ein sofortiges Dacapo vom Entertainer, der so unvergleichlich ohne Brüche von Dur nach Moll zu wechseln vermag. Und keiner beherrscht die nur scheinbar einfache Rechnung so wie er: Der größte gemeinsame Nenner von Herz + Hirn = Herman van Veen
. Beglückend.



MICHAEL TSCHIDA