Herman van Veen
SH am Sonntag

Noch schöner wird der Schnee


14 nov 2010

Der Regen hat ans Fenster eine Landkarte geregnet. Über kurvenreiche Sträßlein zuckeln dieTropfen nach unten. Einer nach dem anderen fallen sie mit einem nassen Plumps auf das Fensterbrett und gleiten dann ineinander zu einer kleinen Lache, welche ihrerseits wieder auf den Weg entlang unseres Hauses tröpfelt. Ich frage mich, welcher von diesen Tropfen träumt vom Meer? Vielleicht der große da, der schneller zuckelt als alle anderen...?

Von den Pflastersteinen kann man nichts mehr sehen. Sie sind versteckt unter Blättern. Gelben, braunen und roten. Und die, die weggeweht sind, verrotten in der Gosse. Die meisten sind schwarz oder dunkler als geronnenes Blut und glänzen ölblau.

Ich sehne mich nach dem Winter, wenn der Frost auf demselben Fenster kleine Gemälde friert, wenn Schnee auf meine Winterjacke fällt, und das grüne Gras kreideweiß färbt. Freue mich aufweihnachten, an das Erinnern, wie es früher war. Die Rutschbahn in der Straße, wo man schlittern konnte mit Robbie, Jan und Truus. Schlittern, hin und her.

Das ist vorbei, so sagt der Dichter, weil heute dort nur noch Autos stehen.



Herman van Veen (65) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.