Der Westen
Petra Herzog
Ein Meisje verlieh den Eselorden 14 februari 2010

Wesel. So schnell wie der neue Eselordenträger diesmal auf dem bunt bemalten Grautier saß, konnten die Jecken in der Niederrheinhalle kaum gucken. Wupp, und Herman van Veen hockte auf dem Rücken des Weseler Esels, fast so, als hätte er nie etwas anderes gemacht.


Nur mit dem karnevalistischen Gruß griff er betont daneben. Während der niederländische Sänger mit den zarten Tönen zwischendurch immer wieder ein lautes „Alaaf” Richtung Narrenvolk schmetterte, hallte ihm hundertfach das für Wesel typische „Helau” entgegen. Der neue Esel von Wesel ist ein störrischer, wenngleich er als sanfter Weltverbesserer gilt, der für die Rechte von Kindern, für Menschlichkeit und ein friedvolles Miteinander eintritt.

nmitten der bunt verkleideten Jecken, die dichtgedrängt seinen Einzug in die Halle verfolgten, dürfte sich der Künstler mit der schwarzen Jacke und dem hellen Schal sofort heimisch gefühlt haben. Schließlich begrüßte ihn am Ende des Spaliers ein blondes Meisje mit Zöpfen, weiß-blauem Kleid und Klompen an den Füßen aufs Allerherzlichste. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp mimte Frau Antje und reimte: „Die Stadt Wesel und die Niederlande verbinden seit jeher innige Bande.”

Wie sehr, das teilte Herman van Veen den Karnevalisten gleich mit. „Ich bin sehr geehrt, dass ich im ehemaligen Holland diese schöne Medaille auf meiner Brust tragen kann”, freute er sich, nachdem er Westkamp mit einem stil-echten Handkuss gedankt hatte. Am Abend werde man auf den jeden Fall zu dritt ins Bett gehen: seine Frau, seine Medaille und er. Noch etwas versprach er vor den gestrengen Augen des närrischen Parlaments: „Überall, wo ich hinkomme, fange ich alle Gespräche mit dem Wort Wesel an.” Und er rief von der Bühne „Ich bin stolz, ein Weseler zu sein”, wofür er jede Menge Jubel und Applaus erntete. Beides erhielt er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Edith Leerkes, die ihn auf der Gitarre begleitete, auch für seine Lieder, wobei die Weseler Narren mit den Fingern schnippen und den Füßen trampeln mussten, um Regen und Donner herbeizuholen. Denn das Lied beschreibt van Veens Vaterland, in dem es bekanntlich häufig schüttet. „Scheiß Wetter”, murmelte der neue Eselordenträger denn auch, bevor er zum wiederholten Male von der Bühne entschwand und von der Präsidentin des Närrischen Parlaments, Ulla Hornemann, zurückgepfiffen wurde.

Eingebettet war die 34. Esel-ordenverleihung seit 1972 wieder in ein mitreißendes Programm, für das vor allem Weseler Karnevalisten und Akteure verantwortlich waren. Dazu gehörten Nadine und Jan mit ihrem atemberaubenden Showtanz rund ums Thema Afrika, aber auch „Die Mamas und Papas” vom FKK. Die Tanzgarde des Elferrates der Kolpingfamilie begeisterte genauso wie die KVC-Wiesel, die mit Atlantis die Bühne in ein funkelnd blaues Meer verwandelten. Nicht zu vergessen die Feldmarker Bauern, die Prinzengarde, die Tanzwieselchen, Franz und Klaus sowie das Fanfarencorps CCL und der Spielmannszug Lackhausen.

Mehrfach erklang das Weseler Echolied. Und es gab auch Unterstützung von außerhalb: Das Duo „Theken-tratsch” zog mit „Servus, Grüezi und Hallo” im Dirndl und mit Wanderstöcken ein. Schließlich hatten die beiden gerade ihren Urlaub in „Gammisch-Pattenkirchen” verbracht. Kräftig geschunkelt wurde zur Musik der Disharmoniker, die Kölle besangen und mit dem Fliegerlied Bewegung in die Karnevalisten brachten.



Info
Ausgezeichnet

Auszeichnungen und Orden hat Herman van Veen viele. So ist er 1993 von der niederländischen Königin Beatrix zum Ritter des Ordens von Oranje Nassau geschlagen worden. Außerdem erhielt er für den Zeichentrickfilm „Alfred Jodocus Kwak” die Goldene Kamera. Er hat den Silbernen Bären bekommen und ist im Besitz des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens. Letzteres erhielt der gebürtige Utrechter für seine besonderen Verdienste um die deutsch-niederländischen Beziehungen. Vor zwei Jahren gab es dann auch noch den höchsten zivilen Verdienstorden der Niederlande: Er wurde zum Ritter im Orden vom Niederländischen Löwen ernannt.